Schulbau mit Symbolwirkung

Bauzustand
28.06.2018

Der Neubau der Turn- und Mehrzweckhalle der Volksschule Nestelbach bei Graz des Architekten Franz-Georg Spannberger, der sich beim geladenen Realisierungswettbewerb gegen sechs renommierte Architekturbüros durchsetzen konnte, besticht mit seiner starken symbolischen Wirkung und verspricht nicht nur städtebaulich in Kommunikation mit dem Ort zu treten.
Bauzustand
Bauzustand

Für die kleine, durch die Gemeindefusionierung 2015 auf 2.672 Einwohner angewachsene Grazer Umlandgemeinde ­Nestelbach war die Durchführung eines Wettbewerbs mit zweijähriger Vorbereitungszeit ein großer Schritt, der sich in vielerlei Hinsicht auszahlte. Durch den Wettbewerb erfährt nicht nur die seit 1975 bestehende Volksschule, die einen weit über die Gemeindegrenzen gehenden Schulsprengel bedient, eine bauliche Aufwertung und Sanierung. Auch die gesamte Region profitiert durch das zusätzliche Angebot einer neuen Mehrzweckhalle und eines Kletterturms.

Letzterer war nicht in der Wettbewerbsauslobung gefordert, sondern wurde vom Architekten Franz-­Georg Spannberger als Zusatznutzung vorgeschlagen und wird in einer späteren Ausbauphase realisiert. Damit wird künftig nicht nur eine weitere sportliche Attraktion geboten, die im Raum zwischen Graz und Gleisdorf bis dato noch fehlte, sondern auch der historische Dorfkern erfährt eine Attraktivierung und Belebung für die Zukunft. Der Neubau der Turn- und Mehrzweckhalle bietet auch für die zahlreichen Vereine und Privatinitiativen zusätzlichen Raum. Durch das großzügige Foyer, das beide Geschoße miteinander verbindet, den direkten Außenraumbezug der Turnhalle durch die große öffenbare Glasfläche im Hof, sowie die optimierten Funktionstrennungen zwischen Schule, Mehrzweckhalle und Bibliothek wird diese Mehrfachnutzung künftig ermöglicht. Hinzu kommt die Freiraumnutzung, die durch den neu ausgebildeten straßen- und hofseitigen Außenraumbezug mit unmittelbarer Nähe zum Dorfplatz geschaffen wird. Damit wird dieser Neubau das künftige Bild der Schule und des Ortes nicht alleine aufgrund seiner markant ausgebildeten Nordostecke mit kleiner Turmlösung und Blick auf den Kirchenturm nachhaltig prägen.

Der Entwurf 

Die Planung des kompakten Neubaus überzeugt vor allem durch seine geschickte Ausnutzung der Hanglage und der dadurch möglichen Entkoppelung der Eingangssituationen von der externen Nutzung und des Hauptzugangs zur Schule. Straßenseitig wird durch die Neugestaltung des Vorbereiches ein öffentlicher Platz geschaffen, der zusammen mit dem teilweise zweigeschoßigen Foyer im Inneren künftig ausreichend Raum für Veranstaltungen bieten wird. Eine feste Galerie mit Sitzstufen und Blick von oben in den Turnsaal ermöglichen viel Spielraum zur Nutzung für unterschiedlichste Veranstaltungen. Die Halle kann künftig straßenseitig über das Foyer oder direkt hofseitig, auch außerhalb des Schulbetriebes, erschlossen werden. Die kompakte Halle wird im Vergleich zur bestehenden auf das Niveau des Untergeschoßes abgesenkt und ebenso wie das Foyer im Erdgeschoß barrierefrei und stufenlos angeschlossen. Ein Aufzug für die barrierefreie Erschließung des bestehenden Schulgebäudes sowie der neuen Mehrzweckhalle wird im Bestand integriert. Nebenräume wie Lager und Geräteraum werden in die Geländetopographie eingegraben. Die Umkleiden sind im Untergeschoß so angeordnet, dass einerseits eine klare Trennung zwischen Schmutz- und Sauberbereich erreicht wird,  andererseits die Abläufe für den Schulbetrieb optimiert sind.

Der Hauptzugang zur Schule erfolgt künftig ausschließlich über den Schulhof. Über eine Schmutzschleuse, den neuen Windfang, gelangt man direkt in die Zentralgarderobe. Das Hofgelände wird zum Eingang hin abgesenkt und barrierefrei angepasst, sodass eine Art Arena entsteht. Die Spielplatzfläche bleibt erhalten. Der bestehende, hofseitige Zugang mit Überdachung kann dadurch abgerissen werden. Die Garderobe und die angeschlossene bestehende Schulküche erfahren durch diese Maßnahme eine zusätzliche Aufwertung des Zuganges und der Belichtung.

Konstruktion und technischer Ausbau

Der Baukörper wurde größtenteils in Stahlbeton-Massivbauweise errichtet, wobei die Decken-Tragstruktur mittels Leimbinder auf Holz- und Stahlstützen ausgeführt wurde. Brettsperrholz-Platten werden sowohl als Tragstruktur für Decken als auch für Wände eingesetzt. Die Fassaden mit Turm erhalten eine vorvergraute Silverwood-Lärchenholzschalung, an der sich auf zwei Seiten, durch einen Sprung in der Fassadenstärke, die an der Innenseite des Turnsaals befindlichen bündig ausgeführten Gerätewände ablesen lassen. Die Holzflächen, die im Innenraum sichtbar sind, werden im Zuge der weiteren Ausbauphase weiß lasiert.

Großzügige Öffnungen an der Nordwest-, Nordost- und Südostfassade erlauben eine natürliche Belichtung, und das Foyer kann ohne Beeinträchtigung der Halle querbelüftet werden. Das Foyer erstreckt sich von der Straßenseite bis zum Hof und ermöglicht neben der Blickbeziehung auch eine Belichtung von beiden Seiten. Das Gebäude mit Flachdach ist als Niedrigenergiehaus mit hochwärmegedämmter Hüllkonstruktion konzipiert. In Summe ist dem jungen Architekten Franz-Georg Spannberger, der auch am Neubau des Bildungscampus Algersdorf in Graz beteiligt war, ein hochqualitatives Projekt mit starker symbolischer Wirkung gelungen, das in Beziehung mit dem Ort und seinem historischen Dorfzentrum tritt und nachhaltig positiv das Zusammenleben in der Region beleben wird.

Neubau der Turn- und ­Mehrzweckhalle Volksschule ­Nestelbach bei Graz

Auftraggeber: Gemeinde Nestelbach bei Graz
Architekt: Spannberger / Architektur ZT
Projektleitung: Franz-Georg Spannberger
Projektmitarbeiter: DI Katrin Spannberger
Projektmanagement: Mathoi Projekt Management 
Kosten/Örtl. Bauaufsicht: Ingenieurbüro Puffing, DI Ronald Felfernig
Statik: ABES Wagner & Partner ZT-GmbH
Farbgestaltung: Spannberger / Architektur ZT 
Ausschreibung: Spannberger / Architektur ZT
Haustechnik: Pechmann Gmbh
Elektrotechnik: Ogrisek & Knopper Gmbh
Bauphysik: Rosenfelder & Höfler Consulting Engineers Gmbh & Co KG
Brandschutzkonzept: Spannberger / Architektur ZT
Nettogrundfläche: 825 m² Neubau
Bruttogrundfläche: 1.465 m² Neubau
Baubeginn: 2017
Fertigstellung: 2018

Branchen
Architektur