Museum: De Sandrose von Katar

BIM
28.06.2019

Von: Redaktion Architektur & Bau Forum
Auf den ersten Blick wirkt es wild und zerklüftet, das Neue Nationalmuseum von Katar. Das 40 Meter hohe Gebäude erstreckt sich mit einer Länge von über 400 Meter zwischen dem Meer und der Innenstadt von Doha und bildet mit 539 verschiedenen, diskusförmigen Elementen die kristalline Struktur einer Sandrose nach.

Gebaute Wirklichkeit
Um diesen komplexen Entwurf des französischen Architekten Jean Nouvel in die Realität umsetzen zu können, waren bei Planung und Umsetzung  Höchstleistungen gefordert - und genau an dieser Nahtstelle kamen die Ingenieure von Werner Sobek ins Spiel: Das international agierende Ingenieurbüro mit Hauptsitz in Stuttgart ist dafür bekannt, auch sehr ungewöhnliche Entwürfe durch seine Planung realisierbar zu machen und hat bereits an vielen anderen komplizierten Großprojekten in Asien, Europa und im Mittleren Osten mitgewirkt.

Um eine Vision wie diese zu realisieren, ist vieles gefordert: Mut, Pioniergeist, Innovationskraft, Teamgeist, Durchhaltevermögen und das komplexe Denken in Netzwerken. Sonst könnte geschehen, was die Neue Zürcher Zeitung in einem kürzlich erschienenen Artikel anzudenken wagte: „Dass die Umsetzung so grandios gelingen würde, war bei aller Technikgläubigkeit alles andere als sicher. Der Pfad ist schmal zwischen genialem Entwurf und kläglichem Scheitern“, lautete der Kommentar der NZZ kurz nach der Eröffnung des Museums im März 2019.

Kein Wunder, dass die Wahl für die Ausführungsplanung der Fassade deshalb auf Werner Sobek fiel. Das Unternehmen hat sich in den vergangenen Jahren mit herausragenden Engineering-Projekten wie dem Heydar Aliyev Center in Baku und dem neuen Terminal des Kuwait International Airport  einen Namen gemacht – und wurde deshalb von der koreanischen Baufirma speziell für dieses Projekt im Mittleren Osten rekrutiert. So kam es, dass deutsches Know-how einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung dieses Großprojekts leisten konnte. Zum Leistungsumfang zählte dabei auch die Bereitstellung eines Teams auf der Baustelle, das für die Baustellenüberwachung, die Schnittstellen- klärung, die Koordination und nicht zuletzt auch für das Vermitteln der Planung an die lokalen Firmen verantwortlich war.

Hohe Komplexität
Zentraler Bestandteil des Planungsprozesses war ein gigantisches BIM-Modell  (Building Information Modelling), in das alle beteiligten Planer kontinuierlich ihre Daten einspeisten und das dann als Grundlage für die Ausführung diente. „Dank dieses Modells war es möglich, die hohe geometrische Komplexität des Projekts in den Griff zu bekommen“, erläutert Projektleiter Thomas Winterstetter,  Vorstand und Partner von Werner Sobek Stuttgart und seit 2018 auch Honorar- Professor der Universität Stuttgart.

Bereits im Jahr 2016 erhielt Werner Sobek für die innovative Anwendung der BIM-Technologie beim Neuen Nationalmuseum von Katar den BIM Award 2016. Aufgrund der Größe des Projekts und des extrem hohen Detaillierungsgrades (LOD 400) war es zum Zeitpunkt der Umsetzung eines der größten Modelle seiner Art weltweit. Das Bauvorhaben erforderte komplett neue Planungs- und Koordinationstechniken; eine Spezialfirma war so etwa nur für die Abstimmung der BIM-Prozesse zwischen allen Beteiligten zuständig. „Nur durch den andauernden und hochprofessionellen Einsatz aller Beteiligten sowie durch modernste Planungs- und Bautechnik – und nicht zuletzt durch den Weitblick und Mut des Bauherrn – konnte diese herausragende Architekturvision Wirklichkeit werden“, lautet das Resümee von Thomas Winterstetter. Ende März wurde das atemberaubende Bauwerk eröffnet – und gilt schon jetzt als Ikone des jungen Wüstenstaates Katar.

National Museum Qatar
Museum Park St
Doha, Katar

Mehr informationen: http://www.nmoq.org.qa

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