Gut gedämmt

Dämmstoff
22.05.2013

Von: Redaktion Dach Wand
Alle am Markt angebotenen Dämmstoffe stehen im Wettbewerb zueinander. Für den Planer und Verarbeiter stehen dabei die Fragen der technisch-wirtschaftlichen Nutzung im Vordergrund, wobei auch die biologischen und ökologischen Aspekte beachtet werden sollten.

Dämmstoffe werden allgemein nach folgenden Kriterien beurteilt: Wärmedurchgang, Verhalten im Brandfall, Wasseraufnahme-fähigkeit, Lebensdauer und Haltbarkeit, Umweltverträglichkeit, Verfügbarkeit, Verarbeitung und Preis.

Einsatz und Qualität der für Dachflächen verwendbaren Dämmstoffe werden sowohl in den gültigen nationalen Normen (z. B. ÖNorm B 6000:2010) wie auch im europäischen Normenwerk (EN) geregelt. Bei der Produktion haben die Hersteller ebenfalls die entsprechenden Herstellernormen zu beachten. Zusätzlich vergibt die IBO ein Label, das die Produkte nach ökologischen und gesundheitlichen Kriterien beurteilt (siehe Kasten).

Konstruktive Anwendung
Bei Gebäuden werden Baustoffe, Bauteile und andere konstruktive Methoden eingesetzt, um den Wärmedurchgang aufgrund von Wärmeleitung und Wärmestrahlung durch die Gebäudehülle zu mindern. Zur Energieeinsparung sind damit auch Maßnahmen zur Luftdichtigkeit verbunden. Als Wärmedämmstoffe gelten Stoffe, deren spezifische Wärmeleitfähigkeit  λ besonders gering ist (kleiner als 0,1 [W/(mK)]).

Bezogen auf das Bauteil, sind folgende Ausführungsarten gebräuchlich: Dachdämmung, Fassadendämmung, Perimeterdämmung und Deckendämmung. Im Steildach werden Dämmstoffe normalerweise als Aufsparrendämmung, Zwischensparrendämmung oder Untersparrendämmung eingesetzt.

In manchen Fällen ist eine Außen- oder Zwischensparren-dämmung nicht möglich. Dann kommt eine Untersparrendämmung (Innendämmung) infrage. Innendämmungen sind problematischer, da der Taupunkt in der Dachkonstruktion nach innen wandert und die Gefahr von Feuchtigkeitsbildung innerhalb der Konstruktion besteht. Deshalb sollte in solchen Fällen möglichst mit diffusionsoffenen, kapillaraktiven Dämmstoffen gearbeitet werden. Abhilfe schafft auch die Anbringung einer Dampfsperre, die unbedingt sorgfältig ausgeführt werden muss, da sich bei Beschädigung Feuchtigkeit innerhalb der Dachkonstruktion bilden kann. Dabei kommt es sehr oft zu Bauschäden, da die Feuchtigkeit erst wahrgenommen wird, wenn sie sich als dunkler Fleck im Raum zeigt. Zudem kann es an diesen Stellen auch im Dach zur Schimmelbildung kommen (siehe Kasten).

Einbau der Wärmedämmung
Unabhängig davon, ob es sich um einen Neubau oder ein Bestandsgebäude handelt, müssen bei Gebäuden immer die Bereiche entsprechend der energetischen Bauvorschriften und Normen wärmegedämmt werden, die unmittelbar oder indirekt mit der Witterung in Berührung kommen. Beim ausgebauten und bewohnten Steildach sind es immer die gesamte Dachfläche und die Hausgiebel, beim nicht ausgebauten Dach muss immer die letzte Geschoßdecke gedämmt werden.

Grundsätzlich soll zur Energieeinsparung der Außenflächen von beheizten oder gekühlten Räumen, die ersetzt, erneuert oder erstmalig gebaut werden, der jeweilige Höchstwert der Wärmedurchgangskoeffizienten eingehalten werden. Normalerweise reicht dafür die vorhandene Sparrenhöhe aus. Werden die von der EG geforderten erhöhten Werte der Wärmedämmung für Gebäude auch in Österreich eingeführt (das sogenannte Energie-Plus-Haus), betragen demgemäß Dämmstoffdicken dann zwischen 30 und 50 Zentimeter im Dach. Für solche Dicken reichen die bisher üblichen Sparrenhöhen nicht mehr aus, um den Dämmstoff dazwischen anzuordnen.

Dafür bieten mittlerweile alle Dämmstoffhersteller darauf zugeschnittene Konstruktionen an. Meist kombiniert man hier als Ergänzung zur Zwischen-sparrendämmung eine Aufsparrendämmung. Die Dämmstoffplatten werden dann mehrlagig, dicht gestoßen mit versetzten Stößen verlegt, beispielsweise bei 40 Zentimetern: 20 Zentimeter zwischen dem Sparren und 20 Zentimeter auf dem Sparren. In solchen Fällen muss die Befestigung der Konterlattung mit vom Dämmstoff-hersteller gelieferten Befestigungsmitteln ausgeführt werden. Zudem müssen alle Dachdurchdringungen an die Dämmstoffdicke angepasst werden (Antennen, Dachfenster, Entlüftungsrohre, Kamineinfassungen, Befestigung der Solarelemente usw.). Bei Bestandsgebäuden kann es im Einzelfall wirtschaftlich sein, eine innenliegende Wärmedämmung auf der bisherigen Dachdämmung aufzubringen, auch wenn dabei der Dachraum kleiner wird.

Im Gegensatz zu beheizten Dachräumen ist bei unbeheizten Räumen die jeweils letzte Decke zu dämmen. Auch hier sind Dämmvarianten möglich: entweder unterhalb der Decke zum Wohnraum oder auf der Decke zum unbeheizten Raum hin. Bei Bestandsgebäuden ist in der Regel die technisch und wirtschaftlich einfachere Lösung, eine Wärmedämmschicht auf der Deckenplatte zu verlegen. Allerdings sind dabei auch die Problemzonen des Deckenauflagers und des Sparrenlagers, die Wärmebrücken bilden können, konstruktiv sauber zu lösen, da sich sonst an diesen Stellen schnell Schäden durch Feuchteanreicherung bilden können.

Je nach Gebäude und dessen Nutzung lassen sich in der Decke nach wirtschaftlichen Kriterien Einblasdämmstoffe einbauen. Mit ihnen lassen sich handwerklich selbst unzugängliche Bereiche noch fachgerecht dämmen.

Aufsparrendämmung
Eine Aufsparrendämmung wird meist dann verlegt, wenn eine nachträgliche Dachdämmung auf dem bereits gedämmten Dachstuhl in seiner Dämmeigenschaft verbessert werden soll und es aus technischen Gründen nicht möglich ist, die Dämmschicht raumseitig anzubringen. Als Dämmstoffe für diese Art der Dachdämmung werden spezielle, aufeinander abgestimmte Dämmsysteme verwendet, die nicht nur fugenlos eine gute Dachdämmung gewährleisten, sondern auch im Fall eines Sturms guten Halt auf dem Unterbau sicherstellen können. Die fachgerechte Ausführung einer Aufsparrendämmung setzt voraus, dass das notwendige Know-how im Verlegebetrieb vorhanden ist.

Aufgrund der dicken Dämmstoffpakete, die wegen der Normen zur Energieeinsparung bei Neu- und Umbauten notwendig werden, reicht die Sparrenhöhe selten aus, um eine Zwischensparren-dämmung einzubringen. Deshalb geht die Entwicklung augenblicklich hin zur Aufsparrendämmung. Nahezu alle Dämmstoffhersteller bieten hierzu spezielle Lösungspakete.

Zwischensparrendämmung
Ob beim Neubau oder nachträglich, fachlich am sichersten und zumeist praktiziert ist die Anbringung der Dämmung zwischen den Dachsparren. Diese Zwischensparrendämmung kann relativ problemlos durchgeführt werden. Allerdings reichen oft die Sparrenhöhen nicht aus, um der Energieeinsparung gemäß 30 Zentimeter und dickere Dämmstoffpakete einzubauen. In solchen Fällen bietet sich die Kombination mit der Aufsparren- oder Untersparrendämmung an. Spezielle Dämmkeile aus Mineralwolle, Glasfasermatten als Rollenware oder Dämmplatten aus Polystyrol- bzw. Polyurethan-Hartschaum lassen sich verwenden. Möchte der Bauherr natürliche Materialien im Dach haben, gibt es auch fertige Matten aus Zellulose, die man zwischen die Sparren klemmen kann. Auch möglich ist ein Einblasen von Zellulose- oder Mineralwollflocken. Bei dieser Art der Dachdämmung sollte man allerdings ganz besonders genau darauf achten, alle noch so kleinen Ritzen bei der Verlegung der Dampfsperre zu vermeiden, da man ansonsten die Flocken wieder ins Freie bläst.

Untersparrendämmung
Ist auch eine Zwischensparrendämmung nicht möglich, da zum Beispiel der Dachboden bereits ausgebaut wurde, kommt nur noch die Untersparrendämmung infrage. Als Dämmstoffe für diese Art der Dachdämmung kommen häufig Polystyrol-, Polyurethan oder Mineralwollplatten im Verbund mit Gipskartonplatten zum Einsatz. Eine Untersparrendämmung hat leider oft den Nachteil, dass die Dämmstoffe nur eine geringe Stärke haben dürfen, da ansonsten die Deckenhöhe zu sehr leidet. Daher sollte an eine Untersparren-dämmung auch immer nur als letzter Ausweg bei der Dachdämmung gedacht werden. Sie sollte nur dann eingesetzt werden, wenn es gar keine andere Möglichkeit gibt, das Dach zu dämmen.

Fazit
Aufgrund der immer höheren Anforderung an die Gebäudedämmung werden heute wesentlich dickere Dämmstoffschichten im Dach eingebaut, als es noch vor zehn Jahren der Fall war. Zudem ist mit einer Verschärfung der Anforderungen zu rechnen. Die dafür notwendigen Dämmstoffdicken lassen sich kaum mehr allein zwischen den Sparren einbringen. Darauf haben sich die meisten Dämmstoffhersteller eingestellt. Sie bieten entsprechend abgestimmte Systemlösungen an.

Text: Hans Jürgen Krolkiewicz

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