Sekundär-Rohstoff

Happy End für Aluschrott

Fassadenbau
27.09.2022

 
In der Fassade des neuen ORF-Mediencampus am Wiener Küniglberg steckt ein hoher Anteil recyceltes Aluminium.
Neuer Mediencampus des ORF am Küniglberg
"Früher war ich nur ein Alufenster" – drei Viertel des Alu-Grundmaterials in der Fassade am ORF-Campus stammt aus Recycling.

Auf dem weitläufigen "Küniglberg" ist nach Plänen der österreichischen Architektur-Ikone Roland Rainer in den 1960er-Jahren der Hauptsitz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks Österreich errichtet worden. In den vergangenen Jahrzehnten wurde das als "Stadt in der Stadt" gewachsene Areal immer wieder verändert und erweitert. Nach Abriss einer nicht mehr benötigten Werkstatthalle entsteht im nordwestlichen Bereich der neue Mediencampus – bestehend aus den neuen Gebäuden für Radio Österreich 1, Hitradio Ö3 sowie einem multimedialen Newsroom. Als wesentlicher Bestandteil der journalistischen Infrastruktur führt der neue Mediencampus die Medien-Produktion und die Bürowelt an einer Stelle zusammen und schafft so technologische und räumliche Voraussetzungen für eine zukunftsgerechte Weiterentwicklung des ORF.

Transparenz und Offenheit

Zentrales Motiv des architektonischen Entwurfs von Riepl Kaufmann Bammer Architektur ist die Offenheit. Die neuen Baukörper sind als Stahlkonstruktionen mit größtmöglichem Anteil transparenter Flächen konzipiert – für einen fließenden Übergang von innen nach außen. Der verantwortliche Architekt Paul Jung erklärt: "Offenheit und Transparenz verstehen sich als wesentliche Eigenschaften für die Arbeit eines Medienunternehmens und spiegeln sich in der gesamten Gebäudearchitektur wider. Unser Konzept lässt den Raum lebendig werden und eine positive Atmosphäre entstehen." Die offenen Bereiche bestimmen das Bild, und die "bauliche Masse" trete in den Hintergrund, so Jung. Die neuen Produktions- und Bürogebäude sind somit von viel Tageslicht, großzügigen Freiräumen und flexibel nutzbaren Bereichen geprägt. Zudem bieten sie die Möglichkeit, vom Arbeitsplatz direkt auf den Campus ins Freie zu gelangen.

Innovative Gebäudehülle

Um die hohen Anforderungen an ein produktives Raumklima und maximalen visuellen Komfort an den Arbeitsplätzen zu erreichen, setzten die Architekten bei der Gebäudehülle auf die vorgehängte Closed Cavity Fassade "Wictec Modul Air". Die zweischalige Element-Konstruktion mit den Maßen 2,5 x 3,5 m verfügt über eine außenliegende Prallscheibe sowie eine gedämmte Innenfassade. Die Fassadenelemente haben eine von der Umwelt abgeschottete Kavität, die kontinuierlich mit sauberer Trockenluft gespült wird – gesteuert von einem zentralen Technikraum und 24-Stunden-Überwachung. Damit sei die Kondensatfreiheit im Scheibenzwischenraum gewährleistet.

Der ebenfalls in der Kavität integrierte Sonnenschutz ermöglicht eine individuelle und je nach Anforderung abgestimmte Lichtlenkung und ist vor Verwitterung und Verschmutzung geschützt. Die von MBM Metallbau Mörtl (Kärnten) in enger Abstimmung mit dem Systemlieferanten Wicona realisierte Closed Cavity Fassade soll zudem in puncto Energieeffizienz und Komfort überzeugen. Sie erreicht einen Wärmeschutz von Ucw < 0,75 W/m²K sowie einen sehr guten Schallschutzwert von Rw > 45 dB. Verglast sind die Elemente mit hochwertigem Weißglas – so lässt sich viel natürliches und neutrales Tageslicht bis tief in die Räume hineinbringen.

Recyceltes Aluminium als Rohstoff

Die gewählte Fassadenlösung wird von Wicona als nachhaltig beschrieben: Alle Elemente seien aus der umweltschonenden Aluminiumlegierung Hydro Circal hergestellt – diese wird mit einem marktweit einzigartigen End-of-Life-Recyclinganteil (EoL) von mindestens 75 Prozent hergestellt. Das bedeutet, drei Viertel des verwendeten Aluminiums stammt aus bereits verwendeten Bauelementen bzw. Aluminium-Produkten, die aufwändig recycelt und dem Produktionskreislauf wieder zugeführt wurden. "Hydro Circal benötigt bei der Herstellung nur 5 Prozent der Energie, die für Primär-Aluminium notwendig wäre – bei gleichbleibend hoher Qualität.", erklärt Jörg Meiche, Vertriebsleiter von Hydro Building Systems Austria. Zudem hat Hydro Circal mit 2,3 kg CO2 pro kg Aluminium eine niedrige CO2-Bilanz. Immerhin 4,5-mal weniger als der Durchschnitt bei Primär-Aluminium, so Meiche.

Im Vergleich zu einer herkömmlichen Aluminiumfassade aus europäischer Neuproduktion– und betrachtet über den kompletten Herstellungsprozess – seien bei der am ORF-Campus verbauten Fassadenlösung 418.000 kWh Strom und rund 180.000 kg CO2 eingespart wurden, so Meiche. [gr]

Neuer Mediencampus des ORF am Küniglberg

Bautafel: ORF-Mediencampus Wien

Closed Cavity

Die Closed Cavity Fassade (CCF) ist eine Doppelfassade, bei welcher der Zwischenraum zwischen Innen- und Außenhaut komplett geschlossen ist. Trockene, saubere Luft wird konstant dem Fassadenzwischenraum zugeführt, um Kondensat an der Fassade zu vermeiden. Eine Steuerungselektronik überwacht das Außenklima und passt die erzeugte Trockenluftmenge entsprechend an. Dadurch wird der Energieverbrauch reduziert. Im Unterschied zu offenen zweischaligen Fassaden muss der Zwischenraum auch nicht gereinigt werden. Außer dem sehr guten thermischen Schutz bietet die CCF eine Schalldämmung bis 50 Dezibel.

End-of-Life Aluminium

Unter End-of-Life Aluminium versteht man Altschrott, wie zum Beispiel Fassaden und Fenster, die von Gebäuden demontiert und vollständig recycelt wurden. Im Sinne eines intelligenten, globalen Aluminium-Wertstoffkreislaufs hat sich der Wicona selbst dazu verpflichtet, für seine Systemlösungen mindestens 75 Prozent recyceltes "End-of-Life Aluminium" zu verwenden.

www.wicona.at

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Metall