Innenraumgestaltung

Nachhaltig elegant

Boden
11.10.2022

Worauf stehen und gehen wir? Wie lange hält unser Boden? Eigenschaften wie zeitlose Eleganz und ein besonders ausgewogenes Design sprechen für Langlebigkeit.
Mittlerweile werden auch Betonböden immer häufiger in professionellen wie privaten Gebäuden verwendet.
Mittlerweile werden auch Betonböden immer häufiger in professionellen wie privaten Gebäuden verwendet.

Der Boden ist das Fundament. Gerade in Zeiten, in denen Nachhaltigkeit auch im Baugewerbe als einer der wichtigsten Faktoren verstanden wird, richtet sich die Aufmerksamkeit auf die Basis.

Italienische Innovationen

Bodenbeläge sollen dem täglichen Gebrauch standhalten und müssen besonders robust sein.
Bodenbeläge sollen dem täglichen Gebrauch standhalten und müssen besonders robust sein.

Visionäre Böden stammen aus dem norditalienischen Mogu. Der Ort ist Namensgeber des Unternehmens. Dort hat man einen radikal natürlichen Belag erfunden. Aus der Überzeugung, die Intelligenz der Natur für nachhaltige Produkte nutzbar zu machen, entwickelten die Gründer*innen ein Material auf Myzelbasis. Als Pionier*innen dieser neuen Materialtechnologie bieten sie Produkte für den Innenbereich an. Eine breite Palette ist entstanden. So erinnert etwa die Optik der Fliesen an Steinfliesen, und auch die Haltbarkeit ist auf Langlebigkeit ausgelegt. Bodenbeläge sollen dem täglichen Gebrauch standhalten und müssen besonders robust sein. Die Produktvarianten gibt es nicht nur mit unterschiedlichen Eigenschaften zwischen weich und schaumartig bis hin zu stark und hochdicht, als Flexbelag und als Fliesen, sondern auch in verschiedenen Farben. Die Farbtöne changieren zwischen natürlichen Tönen von Wasser, Wald, Erde und Sand und sind so abgestimmt, dass sie sich gut kombinieren lassen. Dahinter steckt ein Designansatz, der Menschen und Natur näher zueinander bringen will – sowohl mittels Materialien als auch Ästhetik. Dazu gehört ein Produktionsprozess, der Verschmutzung vermeidet, Ressourcen schont und Energieverbrauch minimiert.

Upcycling von Industrieabfällen

In einem jahrelangen Forschungsprozess wurden die Potenziale einer auf Myzel basierenden Technologie erkundet.
In einem jahrelangen Forschungsprozess wurden die Potenziale einer auf Myzel basierenden Technologie erkundet.  

Wie wird nun dieses nachhaltige Produkt fabriziert? In einem jahrelangen Forschungsprozess wurden die Potenziale einer auf Myzel basierenden Technologie erkundet. Die Wahl des Ausgangsmaterials ergab sich aus dem Wunsch und der Erkenntnis, dass viele der aktuell verwendeten Produktionsformen und der üblichen Designprozesse verändert werden müssen. Angesichts zahlreicher Krisen ist es unumgänglich, einen Ausgleich zwischen der menschlichen Welt mit ihren Ansprüchen und den natürlichen Ökosystemen zu erreichen, davon sind die Leute bei Mogu überzeugt. Im Angesicht der unendlichen Abfallberge, die als Nebenprodukte der industriellen Produktionsmethoden täglich entstehen, erkannte man die Notwendigkeit grundlegender Veränderungen. Und man erdachte hierzu die Möglichkeiten: aus vermeintlich wertlosen Neben- oder Abfallmaterialien Produkte mit hohem Mehrwert zu schaffen. So entstanden langlebige Myzel-basierte Produkte, die am Ende ihres Lebenszyklus unter richtigen industriellen Bedingungen biologisch abgebaut werden können - und somit wieder in den Kreislauf der Natur zurückkehren. Die neuen, revolutionären Materialien und Produkte entstehen aus der Kombination von organischen Restfasern und Pilzmyzel. So wird aus Abfällen anderer industrieller Prozesse die Basis für luxuriöse Wohnumgebungen. Bestandteile wie Maiskolben, Reisstroh, gebrauchter Kaffeesatz, weggeworfener Seetang oder Muschelschalen verwandeln sich in Rohstoffe. Nachdem in Forschungs- und Entwicklungsprozessen der Wert dieser Rohmaterialien erkundet wurde, können jetzt High Performance Produkte daraus geschaffen werden.

Kreislaufwirtschaft

Die Bodenfliesen Mogu Tiles werden aus einem Biokomposit von Baumwolle und Hanf hergestellt und mit Mogu Flex laminiert.
Die Bodenfliesen Mogu Tiles werden aus einem Biokomposit von Baumwolle und Hanf hergestellt und mit Mogu Flex laminiert.  

Sowohl Flexboden als auch Floor Tiles bestehen aus Bio-Polyurethanharz, das aus biobasierten, erneuerbaren und recycelten Inhaltsstoffen entwickelt wird. Diese machen bis zu 70 Prozent der Formulierung aus. Mit diesem langlebigen Harz ist Mogu eine exklusive Innovation in der Welt der polyurethanbasierten Materialien gelungen.

Mogu Flex ist ein Bio-PU-Rollboden, der zu 67 Prozent aus erneuerbaren Ressourcen besteht. In der Produktion werden fein zerkleinerte Muschelschalen hinzugefügt. Üblicherweise würden sie als Abfall an den Meeresstränden liegenbleiben. Die kleinen Schalenstückchen geben dem Material eine besondere ästhetische Note. Die Formulierung ist frei von Lösungsmitteln, Weichmachern und Schwermetallen und weist geringe VOC-Emissionen auf.

Die Bodenfliesen Mogu Tiles werden aus einem Biokomposit von Baumwolle und Hanf hergestellt und mit Mogu Flex laminiert. Das Ausgangsmaterial wird unter Zugabe eines 100 Prozent natürlichen Bindemittels aus Zellstoff gepresst. Dank der Myzeltechnologie werden die losen Fasern miteinander verbunden und reagieren mit der Hitze der Kompressionstechnologie von 180 Grad Celsius. Der Kern ist zu 100 Prozent natürlich und biologisch abbaubar. Die mechanischen Eigenschaften entsprechen denen hochdichter Faserplatten (HDF).

Mit dem fast 95prozentigen Anteils an biobasiertem Material und einer Bio-Polyurethan-Beschichtung, trotzen die Floor Tiles dem täglichen Gebrauch durch Kratzer und spitze Absätze. Die verwendete Farbe besteht aus einer schwermetallfreien Zweikomponenten-Dispersion auf Wasserbasis mit niedrigem VOC-Gehalt. Der minimale Glanzgrad führt zu einer matten Ästhetik und einer weichen Anmutung.  Am Ende ihres Lebenszyklus lassen sich die Fliesen recyclen. Sie werden gemahlen und kommen als Biofüllstoff für die nächste Generation Mogu Flex zum Einsatz.

Stabile Basis

Teilansicht des Kirchenraums in Ampflwang/Hausruck. Der Boden in der Kirche in Ampflwang ist ein Betonboden mit Weißzement.
Teilansicht des Kirchenraums in Ampflwang/Hausruck. Der Boden in der Kirche in Ampflwang ist ein Betonboden mit Weißzement.

Unter das Kriterium von Nachhaltigkeit fallen wegen der langen Nutzbarkeit von jeher Böden auf Steinbasis. Mittlerweile werden auch Betonböden immer häufiger in professionellen wie privaten Gebäuden verwendet. Betonböden stellen ernstzunehmende Alternativen zu Parkett, Laminat, Teppich oder Linoleum dar. Verfeinern oder färben lassen sich die auf Zement aufgebauten Mischungen durch Farbpigmente, Glimmer, Gesteins- oder Sägemehl, Bitumen oder Kunstharz. So kann man Eigenschaften für bestimmte Räume integrieren – etwa Wasserfestigkeit oder Wärmeleitfähigkeit. Betonböden überzeugen durch Unverwüstlichkeit und einen gemäßigten industriellen Touch, der je nach Bearbeitung sogar softe Anmutung erlangen kann.

Nicht nur ästhetische Qualitäten

Apotheke in Marchtrenk
Apotheke in Marchtrenk

Vorteilhaft wirken sich auch die thermischen Qualitäten des Materials aus: Beton kühlt im Sommer, während er im Winter wärmend wirkt. So werden Kosten für Klimaregelung eingespart. Einfache Handhabung und Reinigung ergänzen das Set gewünschter Eigenschaften. Ein solcher Boden ist idealer Partner für minimalistische, zeitgenössische Interior Design-Stile, passt aber auch zu traditionelleren Einrichtungen.

Sichtbetonböden werden vom oberösterreichischen Hersteller Wohnbeton als samtig weich und stilistisch vielfältig beschrieben. Unterschiedliche Umgebungseinflüsse bei der Fertigung, wie Temperatur, Handwerkstechniken und Zusammensetzung der Gesteine verursachen die Individualität jedes Sichtbetonbodens. Durch die fugenlose Gestaltung kann ein solcher Boden auch mit Fliesen konkurrieren. Wohnbeton stellt seine Produkte auf Basis von Wasser, Stein und gebranntem Kalk her. Die Betonzulieferer arbeiten nach ökologischen Maximen. Durch Fertigung direkt auf der Baustelle lässt Abfall sich vermeiden. Man produziert einen Boden nach Maß, der über mehrere Generationen lang hält. Eben diese extreme Haltbarkeit macht Beton zu einem nachhaltigen Werkstoff, obwohl die Produktion energieintensiv ist. Wegen der hohen Speicherfähigkeit und guter Schallschutzwerte stuft das Institut für Baubiologie und Bauökologie Beton als "gut" ein – auch weil Beton keine Giftstoffe ausdünstet und gute Recycling-Möglichkeiten aufweist. (dd)