Frauen im Management

Angekommen, in der Welt der Technik?

Interview
22.06.2024

Wie geht es Frauen in Führungspositionen technischer Betriebe? Wir trafen Tina Miedler, Key Account Managerin beim Hersteller von Regelsystemen für Heizungs - und Gebäudetechnik „Technische Alternative“ (TA) zum Gespräch am Firmenstandort im niederösterreichsichen Amaliendorf.
Tina Miedler, Key Account Managerin der der Technischen Alternative
So geht Technik heute: Tina Miedler, Key Account Managerin der der Technischen Alternative.

Gebäude Installation: Frau Miedler, ganz simpel gefragt: wie findet eine junge Frau aus dem Waldviertel in einen technischen Beruf,? War das schon immer Ihr Wunsch?
Tina Miedler: Eigentlich gar nicht. Ich habe an der Tourismusschule in Krems maturiert und bin erst spät zur Technik gekommen. Die Technik war zu wenig interessant angeboten worden beziehungsweise waren mir die verschiedenen Berufe nicht klar. Mathe war aber schon immer meines, die Sprachkenntnisse kommen mir jetzt zu gute. Mein erster Job war in einer Spedition in der Distribution, das war auch schon sehr männerlastig, da waren Ellbogen oft wichtig – ich war gerade mal 19, 20 Jahre alt. Ich wollte aber unbedingt wieder zurück ins Waldviertel und habe die Leitung des Kletterparks bei der Rosenburg übernommen. Die Arbeit hat Spaß gemacht, irgendwann habe ich mich dann aber gefragt, ob ich mit 50 auch noch in den Seilen hängen will.

Vom Kletterpark in die MSR-Technik – nicht gerade vorgezeichnet, dieser Weg.
Als ich das Haus meiner Großmutter geerbt habe, habe ich gesehen, was man in der Haustechnik alles tun kann und überlegt eine Lehre zu machen, mich aber dann entschieden das Studium „Erneuerbare Energien“ am FH Technikum zu beginnen. Nach dem Bachelor wollte ich eigentlich mit der Ausbildung aufhören. Der Bachelor ist aber eher als Grundlagenstudium zu sehen und ich wollte mich in eine Richtung spezialisieren, deshalb habe ich das Masterstudium „Gebäudetechnik und Gebäudemanagement“ an der FH Pinkafeld draufgesetzt. Das Studium war berufsbegleitend, ich habe bei der HTPG Haustechnik Planungsgesellschaft von Christoph Passecker einen Superjob gefunden. Die Arbeit hat mich fasziniert – die ideale Ergänzung zum Grundlagenwissen der Uni. Stephan Brenner, Projektleiter und Prokurist, war mein Mentor. Das Thema Energieeffizienz war seines, er hat so intensiv gearbeitet und mir extrem viel beigebracht.

Wie es scheint, eine wichtige Etappe für Ihre berufliche und persönliche Entwicklung?
Ja, ganz sicher. Irgendwann war mir die Planung dann aber zu wenig angreifbar. Beim Zeichnen hat man sehr konkrete Vorstellungen, auf der Baustelle schaut es dann ganz anders aus. Die Arbeit im Außendienst war nicht möglich. In einem Planungsbüro produziert man nichts im klassischen Sinn, es ist ein Dienstleister. Das hat mich schon im Tourismus sehr gestört. Jetzt habe ich bei der TA die perfekte Mischung, sehr viel Interaktion mit Menschen plus die Produktionsschiene. Ich arbeite jetzt seit zwei Jahren bei der TA als Key Account, habe in der Einschulung alle Abteilungen durchlaufen, Auftragsbearbeitung, Fertigung, Versand, Reparatur, etc. – ich habe überall mitgearbeitet und die Prozesse genau kennengelernt.

Und wie wurden Sie in der Branche angenommen – eine Frau in einem technischen Beruf in einer Führungsposition ist ja leider immer noch eine Ausnahme.
Ich sorge nach wie vor oft für Verwunderung. Zum Beispiel bei Schulungen, es gibt immer wieder Männer, die gar nicht glauben können, dass ich eine Schulung abhalte. Es ist eine Seltenheit. Ich sehe mich aber als absolut gleichwertig. Vielleicht sollten wir Frauen diese Vorbehalte einfach ignorieren um endlich eine Normalität zu bekommen. Meine Erfahrung ist, dass ich immer mit etwas mehr Wissen an den Tisch kommen muss, bei Preisverhandlungen und auch in der technischen Beratung. Ich bin mir nicht sicher ob das ständige Darüberreden gut für uns Frauen ist, oder ob es besser wäre sich noch ein paar Jahre durchzubeißen, bis die Barrieren in den Köpfen fallen.

Wo ist Ihrer Meinung nach anzusetzen, um junge Frauen verstärkt in technische Berufe zu bringen?
Es ist schwer 14-jährige von Technik zu begeistern, sie stehen vor der Wahl gefühlter 50.000 Berufe und orientieren sich dann an dem, was die Eltern für gutheißen, oder für die Ausbildung, für die sich die Freundinnen entscheiden. In den seltensten Fällen geht es da um Technik. In Österreich hat das Durchschnittspaar 1,4 Kinder, die Eltern beschäftigen sich sehr intensiv mit ihren Kindern und können demnach auch besser auf die Jobentwicklung des Kindes eingehen. Ich denke, dass auch durch die sozialen Medien das Bewusstsein „was will ich mal später machen“ gestiegen ist, da man heutzutage einen anderen Zugang zu Informationen hat.

Was ist nötig, um sich in der männerdominierten Welt der Haus- und Gebäudetechnik durchzusetzen?
Wie schon gesagt, immer ein wenig mehr an Wissen und keine Scheu auch einmal Ellenbogen einzusetzen. Aus meiner Erfahrung sind Frauen in der Technik oft starke und vielseitige Persönlichkeiten. Ich bin ein großer Fußballfan und gehe gerne auf die Jagd. Die Jägerschaft ist zu 90 Prozent männlich, bei den alteingesessenen Installateuren gilt dasselbe. Ich finde mich in dieser Welt sehr gut zurecht. Man tut sich leichter, wenn man geselliger ist, das Gemütliche kommt mit dem Getränk…

Es scheint, als wären Sie bei der TA – wie man so sagt – gut angekommen.
Ja, ganz richtig. Die TA ist ein super Arbeitsgeber und schaut auf ihre Leute. Dir Firma lässt sich nicht lumpen, mir geht es hier richtig gut.

Sehen Sie Möglichkeiten zur Weiterentwicklung in der Firma?
Wenn unser neues Werk fertig gebaut ist, werden sich die internen Prozesse sicher stark verändern. Geplant ist, dass wir dann auch Mitarbeiter aufstocken. Ich sehe meine Zukunft weiterhin im operativen, technischen Bereich und freue mich schon auf die Herausforderungen, die auf mich zu kommen. Es ist aber nicht so, dass ich mich derzeit verändern will. Ich bin die einzige Key Account Managerin bei der TA und betreue ein Riesengebiet, den gesamten DACH-Raum und Norditalien.

Die TA ist auf Expansionskurs, trotz der allgemein schwierigen wirtschaftlichen Situation?
Der Neubau ist schon seit zwei Jahren geplant, allerdings macht man es uns wirklich nicht leicht. Es geht alles sehr, sehr langsam voran. Vielleicht will man erreichen, dass wir uns in einem reinen Industriegebiet ansiedeln und kommt deshalb mit kleinlichen Auflagen daher. Jedenfalls hoffe ich aber, dass wir trotz allem, schon bald mit dem Bau beginnen können.
Von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung können wir uns natürlich nicht ganz abkoppeln. Die Delle im zweiten Halbjahr 2023 haben wir kaum gespürt, sehr wohl aber die Verunsicherung am Markt. Im Moment ist es deutlich ruhiger – aber wir stehen gut da und dürfen auch mit den aktuellen Zahlen zufrieden sein. In den letzten beiden Jahren haben wir über zehn neue Mitarbeiter aufgenommen. Wir sind bereit, wenn der Markt wieder voll anspringt.

Mit welcher Marktentwicklung rechnen Sie für das laufende Jahr?
Derzeit gibt es eine Zurückhaltung, ich erwarte eine Entspannung mit dem dritten Quartal, wenn die Förderungen dann voll zum Tragen kommen. Ebenfalls wird sich der Markt am Leitzinssatz orientieren. Der Neubau ist derzeit stillgelegt, es gibt aber genügend zu sanieren. Und irgendwann wird es dann wieder richtig bergauf gehen. Der Mensch ist triebig, er will etwas tun!

www.ta.co.at

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