Erneuerbare Wärme Paket
EWP: Das sagt die Branche
Die deutlichste Änderung zum bisherigen Gesetzesvorschlag ist der Wegfall eines verpflichtenden Tausches fossiler Heizungen sowie deren Verbot im Neubau bereits ab 2024. Das Ziel bleibe gleich, sagte BM Leonore Gewessler gegenüber dem ORF und werde nun durch massive Förderungen erreicht. Bis zu 100 % (bei geringem Einkommen), im Regelfall 75 % sollen beim Umstieg auf erneuerbare Systeme gefördert werden. Wie schätzt die Branche diese Maßnahme ein? Wie wird sie sich auswirken?
"Ein sehr guter Weg"
Helmut Weinwurm, VÖK-Präsident und Vorstandsvorsitzender der Robert Bosch AG:
"Damit der Umstieg auf erneuerbare Energie im Wärmebereich gelingt, müssen alle Technologien mit erneuerbarer Energie betrieben werden. Dies trifft sowohl auf individuelle dezentrale Heizungsanlagen zu, als auch auf zentrale Wärmeerzeugung, für Fernwärme und auf alle Energieträger. Eine Umstellung des Heizsystems braucht also eine gewisse Planung und Vorlaufzeit, damit mit möglichst geringem Energieeinsatz geheizt werden kann. Das ist kostengünstig und schont die Umwelt. Damit die Bürger diese Investition tätigen, sind die angekündigten Förderungen von durchschnittlich 75 % der Investitionskosten ein sehr guter Weg, um das angestrebte Ziel - ausschließlich erneuerbare Energie im Gebäudebereich - zu erreichen."
"Schwenk ist zu begrüßen"
Georg Patay, Geschäftsführer bei energy4rent:
"Grundsätzlich ist immer Freiwilligkeit vor Zwang zu bevorzugen. Gerade in Zeiten einer Rezession nützen strenge gesetzliche Regulative nichts, wenn die Kunden kein Geld haben. Ein gesetzlich angeordneter Zwangsumstieg, wie dies geplant gewesen wäre, hätte aus verfassungsrechtlichen Gründen auch nicht gehalten. So gesehen ist dieser Schwenk auch aus rechtlicher Seite zu begrüßen. Weiters finde ich es gut, dass nun wieder auf die Gasinfrastruktur bis 2040 zurückgegriffen wird. Mit der derzeitigen Ausbaugeschwindigkeit der E-Netze bzw. PV- und Windkraftwerken wären wir voll gegen die Wand gefahren. Man schaltet doch erst ein System ab, wenn das neue System voll funktionsfähig ist. Der Aufbau einer neuen Infrastruktur benötigt viel Zeit, beim Gasnetz hat dies fast sechs Jahrzehnte gedauert. Ich bin sehr froh, dass wieder Realismus in die Energiepolitik eingeflossen ist.“
"Ich kenne die genauen Details des EWPs noch nicht. Aber was unbedingt in das neue EWP als Maßnahmenpaket integriert gehört sind "kleine“ Energiesparmaßnahmen wie z.B. Pumpentausch, hydraulischer Abgleich, Ventil- und Heizkörpertausch bzw. die Förderung der mobilen Wärme als Überbrückungslösung. All diese kleinen Energiesparmaßnahmen hätten eine große Wirkung auf den Energieverbrauch und die Reduktion unserer CO2-Emissionen.“
"Es braucht weitere Maßnahmen"
Martin Hagleitner, CEO Austria Email:
"Ich kann mich nur zu den in den Medien bekannt gewordenen Informationen äußern, da ich noch keine Details des Paketes kenne. Generell finde ich es positiv, dass die Regierung diesem wichtigen Thema viel Aufmerksamkeit widmet und Maßnahmen setzt. Was ich gut finde ist, dass vor allem Haushalte mit niedrigen Einkommen massive Förderungen erhalten sollen. Damit wird sichergestellt, dass flächendeckend angesetzt werden kann. Wichtig wäre, dass diese massive Förderung den Auftakt zu weiteren flankierenden Maßnahmen bildet, die vielleicht weniger spektakulär sind, aber ebenso dringend. Damit meine ich etwa das Mietrecht, Wohnrecht, Steuerrecht, den Föderalismus mit seinen vielen unterschiedliche Normen, aber auch Themen wie die Vorlauftemperaturen und vieles mehr. Sich den Klimazielen und erneuerbarer Energie zu verschreiben leistet ja auch einen Beitrag zum leistbaren Wohnen. Die Industrie und auch die Handwerksbetriebe sind in Vorleistung gegangen, jetzt ist es wichtig, dass die Politik liefert.“
"Ich muss – bei allem Respekt für Frau Ministerin Leonore Gewessler – schon fragen, warum wir in den letzten beiden Jahren andere Vorschläge diskutieren mussten, wenn sie und ihre Experten plötzlich draufkommen, dass auch dieser Weg zum gleichen Ziel führt. Warum nicht gleich?“
"Eine weitere Frage, die sich mir aufdrängt: die Fördertöpfe sind derzeit prall gefüllt, die Anträge sind eingebrochen. Welche Wirkung erwartet man sich - abgesehen von der 100 Prozent-Förderung für einkommensschwache Haushalte - von noch mehr Fördergeld?“
"Die Regierung sollte weitere legistische Reformvorhaben nachreichen, damit es wirklich ein wirksames Paket wird. Mit Förderungen allein wird es nicht getan sein. Aber ich bin zuversichtlich und will daran glauben, dass nach dem gestrigen ersten Akt weitere folgen werden. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an das Regierungsprogramm, das ja den Titel trägt: „Aus Verantwortung für Österreich“. Verantwortung würde bedeuten, die Zeit bis zur Wahl angesichts der vielen Herausforderungen produktiv zu nutzen.“
"Förderungen nächstes Jahr nützen"
Kari Ochsner, Geschäftsführender Gesellschafter und Eigentümer bei Ochsner Wärmepumpen:
"Das geplante Einbauverbot von Gasheizungen im Neubau ab 2024 sehen wir sehr positiv. Hohe Anreizsysteme für die Sanierung sind besonders wichtig, da ein Ausstieg aus fossilen Rohstoffen dem Kampf gegen den Klimawandel und damit dem Planeten und letztendlich der Menschheit dient. Die österreichische Bundesregierung setzt mit dieser Maßnahme einen mutigen Schritt. Die Wärmepumpe ist DIE Leittechnologie für das Gelingen der Wärmewende in den nächsten Jahrzehnten, und zwar weltweit.“
"Wir rechnen damit, dass die Menschen diese Förderungen nächstes Jahr intensiv nutzen werden, da in einem Jahr neu gewählt wird und es keine Garantie gibt, dass die Fördermaßnahmen danach weiter bestehen bleiben. Jeder, der sicherstellen möchte, dass seine Sanierungsinvestitionen bis zu 75 % oder gar 100 % gefördert werden, muss diese daher nächstes Jahr nützen.“
"Bewerten Paket positiv"
Elisabeth Berger, VÖK (Vereinigung Öst. Kessel- und Heizungsindustrie):
"Wir bewerten das Paket positiv, da damit die Förderungen für die nächsten Jahre gesichert sind. Damit der Umstieg auf erneuerbare Energie im Wärmebereich gelingt, müssen alle Technologien mit erneuerbarer Energie betrieben werden. Dies trifft sowohl auf individuelle dezentrale Heizungsanlagen zu, als auch auf zentrale Wärmeerzeugung für Fernwärme und auf alle Energieträger. Eine Umstellung des Heizsystems braucht also eine gewisse Planung und Vorlaufzeit, damit mit möglichst geringem Energieeinsatz geheizt werden kann. Das ist kostengünstig und schont die Umwelt. Damit die Bürger diese Investition tätigen sind die angekündigten Förderungen von durchschnittlich 75 % der Investitionskosten ein sehr guter Weg um das angestrebte Ziel - ausschließlich erneuerbare Energie im Gebäudebereich - zu erreichen.“
"Wichtiger Impuls"
Markus Scheffer, Geschäftsführer bei Vaillant:
"Die Ankündigung des Erneuerbare Wärme Pakets begrüßen wir und sehen dies als wichtigen Impuls hin zu umweltverträglichen Lösungen für die Raumheizung. Ein Anreizsystem über die in Aussicht gestellten Förderungen ist wichtig, um die engagierten Ziele der Wärmewende bis 2040 umgesetzt zu bekommen.Seitens Vaillant sind wir mit unseren Wärmepumpenlösungen ausgezeichnet für den Sanierungsmarkt aufgestellt und runden dies mit den Dienstleistungen unseres Werkskundendienstes ab; Service und Zufriedenheit ein Produktleben lang.“
"Paket wirft viele Fragen auf"
Christian Hofer, Geschäftsführer von Hoval in Österreich:
"Das gestern beschlossene Erneuerbare-Wärme-Paket wirft viele Fragen auf. Statt des ursprünglich vorgesehenen Verbots fossiler Heizungen soll das Förderangebot massiv ausgebaut werden. Bundesministerin Leonore Gewessler führte aus, dass bei der Heizungssanierung künftig drei Viertel der Kosten ersetzt werden würden. Darüber hinaus gab sie das Vorziehen öffentlicher Bauprojekte bekannt. Um die Unsicherheit in der Bevölkerung durch vage Ankündigungen nicht zusätzlich zu verstärken, ist es erforderlich, das Erneuerbare-Wärme-Paket so schnell wie möglich zu konkretisieren. Wir rechnen damit, dass die Ankündigung in unserer Branche zu Verschiebungen geplanter Sanierungsprojekte führen wird. Unser Appell ist daher, das Tempo deutlich zu erhöhen. Ob sich die übergeordneten Klimaziele bis 2040 mit dem angekündigten Richtungswechsel tatsächlich erreichen lassen, bleibt abzuwarten."