Heizungssanierung

So gehts raus aus Öl und Gas

Heizung
28.06.2022

Von: Redaktion Gebäudeinstallation
Klimawandel, Ukraine-Krieg, Blackout-Szenarien: Der Weg aus der Energiekrise führt ausschließlich über erneuerbare Energiesysteme.
alternative Energien

Erst kürzlich hat die Europäische Kommission mit "REPowerEU" einen Plan vorgelegt, mit dem auf die Belastungen und Störungen auf dem globalen Energiemarkt, die durch Russlands Invasion in die Ukraine verursacht wurden, reagiert werden soll. Zentrales Ziel: die Transformation des Energiesystems Europas, die dazu dienen soll, die Abhängigkeit der EU von fossilen Brennstoffen aus Russland zu beenden. Zudem soll der Plan zur Bewältigung der Klimakrise beitragen. Ein deutlicher Fokus liegt dabei auf dem beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien. 

So soll etwa der Anteil der Erneuerbaren bis 2030 auf 45 Prozent angehoben werden. "Wenn tatsächlich innerhalb von acht Jahren der Anteil der erneuerbaren Energien in der EU von derzeit 20 Prozent auf 45 Prozent mehr als verdoppelt werden soll, muss die EU-Kommission auch die gewaltigen Potenziale des wichtigsten erneuerbaren Energieträgers, der Holzenergie, in ihre Pläne optimal einbeziehen", fordert Franz Titschenbacher, seines Zeichens Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbands (ÖBMV). "Wir brauchen in der von Putins Angriffskrieg ausgelösten Energiekrise alle erneuerbaren Energieträger, um unsere Energieversorgung sicherstellen zu können. Wir brauchen auch schon für den kommenden Winter praxistaugliche Lösungen. Es müssen alle innereuropäischen Energieressourcen nachhaltig mobilisiert werden."

Dem Verbandspräsidenten zufolge sei es daher auch ein Gebot der Stunde, zu "ermöglichen" statt zu "verhindern". "Widersinnige Auflagen gegen Energieholz aus unseren vorbildlich bewirtschafteten Wäldern verzögern den dringenden Erdgas- und Erdölausstieg in allen Anwendungsbereichen. Diese unnötigen Bürokratiemonster müssen sofort gestoppt werden. Das EU-Parlament muss unbedingt gegensteuern, sonst wird es nichts mit dem Ausstieg aus russischen Energieimporten. Die Basis für die Energiewende ist die nachhaltige Wald- und Flächenbewirtschaftung zur Bereitstellung nachwachsender Rohstoffe."

Energiewende im eigenen Zuhause

Die europäischen Bestrebungen, fossile Energien schrittweise abzulösen, haben indes bei KWB zu einer deutlichen Nachfragesteigerung geführt. Um dem erhöhten Bedarf am internationalen Markt gerecht zu werden, wurden in den vergangenen drei Jahren zwei neue Werkshallen gebaut und die Produktionskapazitäten am Standort St. Margarethen an der Raab verdreifacht. Gleichzeitig wurden bestehende Prozesse digitalisiert und massiv im Bereich Forschung und Entwicklung investiert. "KWB stellt sich mit dem aktuellen Investment für die Zukunft auf und ermöglicht es seinen Kunden, die Energiewende im eigenen Zuhause einzuleiten", verweist Mehrheitseigentümer Peter Daniell Porsche auf das Unternehmensziel. Mit der Erweiterung des Produktport­folios setze KWB einen wichtigen Meilenstein auf seinem Weg vom Heizkesselhersteller hin zum Gesamtlösungsanbieter für Wärme und Strom.

"Wir werden zwar wegen der Heizung gerufen, können aber mit unseren neuen Angeboten ab sofort das gesamte Energiesystem eines Hauses intelligent und nachhaltig aufsetzen", erläutert KWB-Geschäftsführer Helmut Matschnig. In einem modernen Gesamtenergiesystem von KWB würden Photovoltaikanlage und Batteriespeicher mit der individuellen Heizungslösung intelligent zusammenarbeiten. Möglich werde dies durch eine neuentwickelte, softwarebasierte Energiemanagementlösung. "In einem fein abgestimmten System aus Photovoltaik und Heizung muss nur noch ein geringer Anteil an Energie zusätzlich zugekauft werden. Damit ermöglichen wir es unseren Kunden, energieunabhängig zu werden und die eigene Energieversorgung selbst in die Hand zu nehmen", erklärt der Geschäftsführer. Bereits jetzt könnten mit den aktuell verbauten KWB-Heizsystemen jährlich rund 600 Millionen Liter Öl eingespart werden, was dem Fassungsvermögen des größten Öltankers der Welt mit einer Länge von 400 Metern entspreche.

Bioenergie

Aus Bioenergie wird mehr als die Hälfte der erneuer­baren Energie in Österreich, Europa und weltweit bereitgestellt. Holz ist dabei die wichtigste inländische Energiequelle. Dank des Bioenergieausbaus kann Österreich auf ­Kohle- und Atomkraftwerke verzichten. Die installierte Leistung der Holzenergieanlagen, die an kalten Tagen für die Wärme- und Stromerzeugung abgerufen werden kann, beträgt rund 28 GW. Das entspricht einer Leistung von etwa 39 Atomkraftwerken der Marke Zwentendorf. 

Erfolgsgeschichte Wärmepumpe

Eine bedeutende Rolle auf dem Spielfeld der Energiewende nehmen Wärmepumpen ein. In Österreich wird mittlerweile beispielsweise bei jedem zweiten neu errichteten Ein- und Zweifamilienhaus eine Wärmepumpe installiert. In Mehrparteienhäusern stehe die Wärmepumpe hingegen erst am Anfang der Erfolgsgeschichte, zumindest wenn es nach dem Center for Energy des Aus­trian Institute of Technology (AIT) geht. Zwar gebe es bereits seit Jahren Forschungsprojekte für die bessere Integration von Wärmepumpen in Mehrfamilienhäusern, seit 2017 würden etwa im "IEA HPT Annex 50"-Projekt der International Energy Agency (IEA) Konzepte und innovative Technologieoptionen für Wärmepumpen in Mehrfamilienhäusern untersucht. Im österreichischen Beitrag wurde dabei das aktuelle technische Potenzial für den Einsatz von Wärmepumpen in Mehrfami­lienhäuser geschätzt. Kriterien zur Abschätzung der Einsetzbarkeit waren das Vorhandensein einer Zentralheizung im Gebäude und ein spezifischer Jahresheizwärmebedarf unter 140 kWh pro Quadratmeter Bruttogebäudefläche pro Jahr.

Dabei zeigte sich: Bis zu 70.000 von insgesamt 260.000 Mehrfamilienhäusern erfüllen beide Kriterien. Somit würden die Grundvoraussetzungen für den vollständigen Ersatz konventioneller Wärmeerzeuger bestehen. Um die Haustechnikplanung zu unterstützen, wurde daher in einem Forschungsprojekt des AIT eine Software entwickelt, die nach Eingabe von wenigen Gebäudedaten eine Systemvorauswahl ermöglicht. Die Grundlage des Tools würde dabei eine Best-Practice-Untersuchung von bisher umgesetzten Wärmepumpenanwendungen in Mehrfamilienhäusern und eine im Projekt ausgearbeitete Systemmatrix bieten.

Flüsterleise Wärmepumpe

Auch Austria Email setzt massiv auf das Thema Heizungswärmepumpen. Vor kurzem erweiterte das Unternehmen sein Angebot um die "Monobloc LWPM/LWPMK", die speziell für den Einsatz im DACH-Raum entwickelt wurden. Durch aufeinander abgestimmte Systemkomponenten sei die Lösung besonders leise im Betrieb und damit ideal für den Einsatz in dicht verbauten Gebieten geeignet. Das Außengerät verfüge über ein wetterfestes Design-Metallgehäuse und sei laut dem Hersteller im Betrieb mit einem Schalldruckpegel von kleiner 30 db(A) innerhalb von drei Metern äußerst leise. Die Anlage sei zudem im Betrieb sehr kostengünstig und wartungsfreundlich. Da das klimafreundliche Low-GWP-Kältemittel R452B verwendet wird, seien die Geräte voll förderungsfähig.

"Austria-Email-Heizungswärmepumpen wie die neue Monobloc sind eine sichere, sparsame und saubere Investition in die Zukunft. Das gilt speziell in der Heizungssanierung, hier gibt es aktuell besonders attraktive Förderungen. Wir bieten Qualität für Lebensräume", unterstreicht Thomas Kutiak, Leiter der Business-Unit Wärmepumpe Österreich. "Mit drei Varianten von Innengeräten ergeben sich vielfältige Kombinationsmöglichkeiten." Bei der LWPMK-Ausführung seien ein emaillierter 190-Liter-Warmwasserspeicher sowie eine elektrische Back-up-Heizung bereits integriert. Auch auf anderen Ebenen hat sich Austria Email der Energiewende verschrieben, mittels einer neuentwickelten Technologie sollen Boiler nun einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten. Das nachhaltige System speichere die Produktionsspitzen erneuerbarer Energie und verhindere dadurch eine zu hohe Netzbelastung. "Unsere Lösung erfasst das Potenzial im Wasserspeicher und nutzt das Überangebot von Strom im Netz. Energie, die sonst verlorengeht, wird effizient zur Wärmegewinnung eingesetzt, während der individuelle Komfort vollständig erhalten bleibt", erklärt Aus­tria-Email-Chef Martin Hagleitner.

Konkret werde dabei ein intelligentes Modul im Inneren des Boilers über Mobilfunk aktiviert. Stehe im Energienetz zu viel Strom zur Verfügung, erhalte der Boiler ein Signal und heize automatisch auf. Somit würde das Gerät nicht nur das Warmwasser im Haushalt aufbereiten, sondern auch das Stromnetz kompensatorisch unterstützen, wie Hagleitner ausführt. Dem Experten zufolge würden 650.000 Warmwasserboiler in heimischen Haushalten jährlich 1,2 Terawattstunden Energie zur Verfügung stellen, die bislang nicht genutzt werde. Das entspreche der Spitzenenergie von 225 Windrädern. "Wir wollten zwei Systeme in Einklang bringen. Dazu haben wir vorhandene Datenquellen herangezogen. Damit haben wir es geschafft, die Warmwasseraufbereitung für unsere Kunden komfortabler zu gestalten. Zudem freut sich auch die Umwelt, denn so sind unsere Boiler für die Versorgung aus erneuerbaren Energien gut gerüstet", beschreibt Frank Stocker, Entwicklungsingenieur bei Austria Email, die hauseigene Entwicklung. 

Umweltfreundlich durch Wasser

Auf der Basis von mehr als 140 Jahren Erfahrung in der Heiztechnik investiert wiederum Vaillant in die Weiterentwicklung ressourcenschonender Heizsysteme. Das Unternehmen setzt dabei auf ein Spektrum aus Wärmepumpen-Technologie, innovativer Brennwerttechnik, Photovoltaik beziehungsweise Solarthermie sowie Klima- und Lüftungstechnik in Kombination mit zukunftsorientierten Lösungen zur Regelung und Speicherung von Energie. Die "Fancoils aroVAIR" böten beispielsweise eine ideale Erweiterung von Wärmepumpensystemen für die angenehme Kühlung von Innenräumen. Diese würden an das Warmwasser- und Kaltwassersystem der Wärmepumpe angeschlossen und sollen laut dem Hersteller besonders umweltfreundlich arbeiten, da zum Kühlen und Heizen der Räume Wasser statt eines Kältemittels zirkulierte. 

Das "Starterkit Konnektivität", bestehend aus dem "Sensohome VRT 380f/2" und "VR 940f", ist eine Ergänzung für die Gas-Brennwertgeräte der "plus"-Serie. Damit könne ein direkter Heizkreis auch via der kostenfreien "Sensoapp" gesteuert werden – und zwar ortsunabhängig, egal ob von zu Hause oder von unterwegs aus. Über die Touch-Bedienelemente des TFT-Grafikdisplays könnten Konfigurationen wie Tages- und Wochenendprogramme eingestellt werden, die sich den individuellen Bedürfnissen anpassen lassen. 

Staubemissionen effektiv verringern 

Mit dem "Flexilo Outdoor Außentank" will Ökofen indes die ganzjährige Lagerung der Pellets außerhalb von Gebäuden ermöglichen. Der Gewebetank lagere Pellets platzsparend, kostengünstig und vor Feuchtigkeit geschützt. Eine wasserdichte und PV-beständige Folie schütze dabei die gesamte Konstruktion. Der Außentank benötige laut dem Hersteller kein Fundament für den Aufbau, für eine schönere Optik könne zudem eine Blechfassade bestellt oder eine Do-it-yourself-Holzfassade um den Tank gebaut werden.
Zudem sollen mittels einer neuentwickelten Technik die Staubemissionen um bis zu 95 Prozent verringert werden. Diese Partikel- beziehungsweise Staubemissionen sind aktuell ein in der Branche vieldiskutiertes Thema, zur Luftreinhaltung und für mögliche Innovationsförderungen würden heute immer niedrigere Emis­sionswerte gefordert. Ziel sei es daher für Ökofen gewesen, eine Lösung zu entwickeln, die in Sachen Komfort und Zuverlässigkeit für den Endverbraucher absolut keine Einschränkungen im Vergleich zu bisherigen Pelletsheizungen bringe. Da die häufig verwendeten elektrischen Hochvolt-Partikelfilter aber kostenintensiv und selten wartungsfrei seien, wurde stattdessen mit "ZeroFlame" eine Lösung entwickelt, die direkt in der Verfeuerung funktioniert.
Dabei sorgt eine spezielle Luftstromführung sowie -anreicherung in Kombination mit einer besonderen Brennkammerkonstruktion für den gewünschten Effekt, die Flamme verschwindet fast vollständig und reduziert damit die Feinstaub­partikelemissionen auf ein Minimum. "Wir sind stolz, mit dieser innovativen Technologie einen großen Schritt in Richtung emissionsfreie Energieumwandlung aus Holzpellets zu machen", betont Ökofen-Geschäftsführer Stefan Ortner.

Stückholz und Pellets kombinieren

Auch das Sortiment von Hargassner werde "laufend und in verschiedenen Bereichen bei Produkt und Technik" verbessert, wie Anton Hofer, Produktmanager bei Hargassner, erläutert. Eine "sehr smarte" Entwicklung zeige etwa die Umkehrung des Kombikesselprinzips in der Verbindung "SmartHV+NanoPK". "Bei Kombikessel gab es bereits die klassische Kombination einer manuellen Stückholzheizung, die im Bedarfsfall – zum Beispiel bei Abwesenheit oder Krankheit – mit einem Pelletskessel ergänzt werden konnte. Hargassner hat einen Paradigmenwechsel für Einfamilienhäuser, Ferienhäuser oder auch Stückholz-Liebhaber vollzogen, sodass eine Pelletsheizung im Kerngedanken im Bedarfsfall auf eine Stückholzheizung, in sehr kompakter Form, umgestellt werden kann."

Autor: Thomas Mach

Wärmepumpe – um jeden Preis?

Kommentar von Andreas Grimm, Leiter Produktmarktmanagement Heiztechnik bei Hoval:

Das Interesse an Wärmepumpen erreicht in Österreich ständig einen neuen Zenit. Die Gründe dafür liegen klar auf der Hand: Der angekündigte Ausstieg aus fossilen Technologien, die großzügigen Fördergelder und nicht zuletzt die aktuelle weltpolitische Situation führen im Zusammenspiel dazu, dass die Wärmepumpe eine solch immense Nachfrage erfährt. Während sie im Neubau schon seit langem nahezu als Goldstandard gilt, ist sie durch die aktuellen Rahmenbedingungen auch im Altbau immer gefragter. ­Einer der Gründe dafür ist, dass Wärmepumpenmodelle mit neuester Technologie auch hohe Vorlauftemperaturen bewältigen und dadurch mit bestehenden Heizkörperkreisläufen kompatibel sind. 

Doch welche Bedeutung haben Wärmepumpen bei der Altbausanierung wirklich? Wo die Grenzen des sinnvoll Machbaren liegen, ist eine individuell zu klärende Frage. Zu bedenken ist, dass Wärmepumpen echte Niedertemperaturheizungen sind. Sie arbeiten umso effizienter, je niedriger die Vorlauftemperatur ist. Bei kleinen, alten Heizkörpern, an besonders kalten Wintertagen oder bei schlechter Dämmung benötigt eine Wärmepumpe deutlich mehr Strom, um die nötigen Temperaturen zu erzielen. Das ist aber wirtschaftlich und ökologisch meist nicht sinnvoll – ein Fakt, dem in einer eingehenden Beratung ausreichend Beachtung geschenkt werden sollte. Zudem spielt der Sanierungsstandard des Altbaus eine wichtige Rolle. Je weniger Wärmeverluste sich ergeben, umso wirtschaftlicher kann der Wärmeerzeuger arbeiten. 

Dem derzeitigen Trend "Wärmepumpe um jeden Preis" folgen wir nicht. Bei unsanierten Altbauten zeigt der Blick aufs Detail oftmals, dass eine Pelletsheizung eine deutlich effizientere Lösung darstellt. Um den Weg zur Klimaneutralität erfolgreich zu beschreiten, bedarf es einer breiten Technologieoffenheit sowie der Bereitschaft, zuzuhören und die Kundschaft individuell zu beraten. 

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