Planung und Ausführung

Healing Architecture

Architektur
11.12.2023

Der Bedarf an Orten und Räumen, wo Menschen auf ethische, gesundheitsfördernde und leistbare Weise betreut und gepflegt werden und damit menschenwürdig leben können, wird in den kommenden Jahren rapide und massiv anwachsen.
Rendering
Welche neuen städte- und raumplanerischen Ansätze brauchen wir, um diese gesellschaftliche Herausforderung zu stemmen?

Wo sind diese Menschen? Am Stadtrand im Pflegeheim abgestellt – wo sie, wenn sie Glück haben, ab und zu besucht werden? Oder vielleicht doch mitten in der Stadt bzw. mitten in der Gemeinde, wo sie in ihrem eingeschränkten Alltag Möglichkeit zur Teilhabe am öffentlichen Leben haben? Und, wie ist das eigentlich mit jungen oder jüngeren Menschen, die kurz-, mittel- oder langfristig Pflege brauchen?
Welche Planungsherausforderungen ergeben sich durch den demographischen Wandel hinsichtlich Care-Arbeit und was können bzw. müssen die Architektur und Stadtplanung hier leisten? Wie können Politik und Planung kooperieren – mit welchem Ziel und an welchen Hebeln kann bzw. muss die Planung ansetzen? Welche sind die zentralen baulichen Ansätze und Konzepte für Pflegeorte, Lebensräume und Typologien? Gemeinschaftshaus? Multifunktionaler hybrider Raum? Welche neuen städte- und raumplanerischen Ansätze brauchen wir, um diese gesellschaftliche Herausforderung zu stemmen?

Lebensräume für alle

All diese Fragen standen beim Audacity Architecture Talks 2023 des AC Architects Collective zur Diskussion. Am Podium war man sich einig – die Konzepte von heute sind nicht zukunftsfähig. Zum einen gilt es Gebäude zu schaffen, die, altersgerecht sind und präventiv Gesundheit fördern, eingebettet werden in einer funktionierenden, aktiven Nachbarschaft. Kleine Strukturen, flexible Wohneinheiten – Stichwort 10 Minuten Stadt, Stichwort Wohnungen, die wachsen und schrumpfen können - mit vielen Freiräumen sind dafür ideal. Denn Vereinsamung und Stress durch Verdichtung sind heute das Thema, auch für junge Menschen, noch viel mehr für ältere, pflegebedürftige. Zum anderen heißt es mit der Tradition zu brechen, dass Krankenhäuser und Pflegeheime, verborgen hinter hohen Mauern, am Stadtrand, in der Industriebrache gebaut werden. 
Prävention und Care müssen im urbanen Raum passieren. Bei Stadtplanern und ausführenden Planern liegt viel Verantwortung, sie stoßen aber zu oft an – finanzielle – Grenzen. Gespart wird zuerst bei den Grundstückskosten, dann bei der Architektur, in Folge der Ausstattung. Dabei, und darin waren sich alle einig: die Stadt von morgen, die aber schon jetzt geplant wird, sieht anders aus, als jene, in der wir uns heute bewegen, will sie „funktionieren“. Es gilt den Menschen so lang wie möglich gesund zu halten, durch hochwertige Gebäude in lebenswerten Strukturen und jene, die erkrankt oder pflegebedürftig sind – im Sinne eines Selbstverständnisses – in diesen Kosmos zu integrieren. Das Krankensystem schlägt sich in bitteren Zahlen im Budget nieder, höchste Zeit, dass das Gesundensystem seinen Platz findet.

Healing

Das neue Klinikum Südspidol besteht aus drei dreieckigen Gebäuden im Süden Luxemburgs, in denen sämtliche Bereiche eines Allgemein-Spitals untergebracht sind. Eckpfeiler und Säulen des Projekts sind eine gegliederte Struktur, welche den menschlichen, also Patienten-Anforderungen ebenso gerecht wird, wie den komplexen medizinischen Abläufen eines prozessorientieren Krankenhauses. Darüber hinaus geht es dem Planungsteam um die Minimierung der Wege sowie die optimale Orientierung, die Einbeziehung der Natur und um Räume, in denen das Wohlfühlen der PatientInnen an erster Stelle steht.