Gastronimie-Innenausbau
Geht nicht, gibt es nicht.
Ein Restaurantbesuch soll heuer nicht mehr nur der bloßen Nahrungsaufnahme dienen, sondern zu einem Erlebnis mit allen Sinnen werden. Zugegeben, das Phänomen der sogenannten Erlebnisgastronomie ist nichts Neues – das Ausmaß jedoch, in dem das Essen zum Kulturerlebnis und das Restaurant zu einem temporären Wohntempel erhoben wird, sehr wohl. So lässt sich beobachten, dass multifunktionale Raumkonzepte, innerhalb derer sich private und öffentliche Nutzungen zunehmend überlagern, auch in der Gastronomie immer wichtiger werden. Hierbei werde nicht nur Wert auf ein individuelles Design, sondern auch auf eine hohe Fertigungsqualität sowie auf abwechslungsreiche Materialkombinationen gelegt, wie Bautischler Karl Karrer aus dem oberösterreichischen Wildenau erklärt: "Die Bauaufgaben im Bereich Hotellerie und Gastronomie sind technisch und planerisch sehr komplex. Das setzt Weitsicht und ein großes Maß an Flexibilität voraus.“
Mut zur Veränderung
In Sachen Flexibilität geht der Bautischler selbst mit gutem Beispiel voran: Nachdem sich Karrer im Jahr 1999 gemeinsam mit seiner Frau Ursula im Montagebau selbstständig machte, folgte bald die Hinwendung zum konstruktiven Holzbau mit dem Schwerpunkt auf Innenausbau. Im Zuge dessen fasste Karrer den Entschluss, seine Tischlerei neu zu positionieren: Nachdem sich der Betrieb zunächst auf die Ausstattung von Appartements spezialisiert hatte, kamen bald die ersten Aufträge aus dem Gastgewerbe, wie sich der Tischler erinnert: "Nachdem wir die ersten Aufträge aus dem Bereich Hotellerie erhielten, haben wir uns zunehmend auf den Gastronomie-Innenausbau spezialisiert. Bei vielen Projekten sind wir immer wieder an die Grenzen des technisch Machbaren gestoßen. Bisher haben wir jedoch noch jede Hürde meistern können – frei nach dem Motto: geht nicht, gibt’s nicht.“
Fertigung aus erster Hand
Mit der Neuausrichtung des Betriebes galt es, die Tischlerei sowohl im Hinblick auf die handwerklichen Kompetenzen als auch bezüglich betriebsinterner Prozesse zu optimieren. Ziel sei es dabei gewesen, Projekte von der ersten Skizze bis zur Schlüsselübergabe aus einer Hand anbieten zu können. Um noch besser auf die individuellen Kundenwünsche reagieren zu können, übernahm Tochter Eva Karrer gemeinsam mit ihrem Ehemann Patrick nach rund fünf Jahren die Planung der Projekte: "Neben der standardmäßigen Planerstellung mit CAD-Programmen bieten wir mit unserer Firma Autengruber Raumkonzept auch 3D-Visualisierung mit hohem Detaillierungsgrad an. Das bietet den Vorteil, dass der Entwurf häufig schon nach der Zweitpräsentation fixiert werden kann“, so Patrick Autengruber über die Prozesse der Projektentwicklung.
Mit Liebe zum Detail
Dank des besonderen Know-hows in Sachen Planungs- und Fertigungstechnik ist es dem Familienbetrieb möglich, die vielfältigen Bauaufgaben in Eigenplanung zu realisieren. Ein solches Projekt war der Umbau des Restaurants "Kammer 5“ im Gewölbekeller eines alten Gutshofes im Innviertel: "Bei dem Projekt waren acht Geschäftsführer und der Inhaber des Gutshauses sowie der Gutsverwalter vertreten. Bei so vielen Parteien ist es wichtig, die Ideen anschaulich zu präsentieren“, erläutert Eva Karrer. So habe sich das Team entschlossen, den Erstentwurf vor Ort im Gutshaus unter Verwendung von detaillierten Planunterlagen und anschaulichen Visualisierungen zu präsentieren – mit Erfolg, wie Karl Karrer berichtet. So habe die Tischlerei nach jener Präsentation den finalen Zuschlag für das Projekt erhalten: "Wenn man überzeugen will, muss man sich von der Masse abheben und dem Kunden etwas präsentieren, das er so nicht erwartet“, erklärt der Tischlermeister.
Design mit Charakter
Auch das Projekt selbst stellte Karrer vor besondere Herausforderungen – nicht zuletzt deswegen, da es sich hierbei um einen jahrhundertealten Bestandsbau handelte: "Das Gebäude hat eine Geschichte. Uns war von Anfang an wichtig, dass sich der besondere Charakter der Räumlichkeiten auch im Mobiliar widerspiegelt“, erklärt Patrick Autengruber die Herangehensweise an das Entwurfskonzept. Um den Charme des Gewölbekellers zu bewahren, habe man sich daher für ein dezentes Design aus rustikalem Eichenholz entschieden, das mit Stoff und Elementen aus Schwarzmetall kontrastiert wird. "Das Eichenholz haben wir mit dem Antiscratch-Lack von Adler bearbeitet, welches über einen Weißanteil verfügt. Dadurch behält das Holz seine authentische Farbe und dunkelt weniger nach“, so Tischlermeister Karrer über die Besonderheiten bei der Oberflächenbearbeitung.
In Zukunft wird es immer wichtiger, dass die Tischler das Möbel mit dem Gebäude ‚mitdenken‘
Tischlerhandwerk im Wandel
Für die Zukunft des Tischlerhandwerks werde es wichtig sein, dass sich die Betriebe neue Fähigkeiten in Sachen Fertigung- und Planungstechniken aneignen. Dabei müsse ebenso auf eine umweltfreundliche Produktion mit nachhaltigen Materialien geachtet werden: "Das Bewusstsein für eine nachhaltige Wertschöpfungskette ist stark gestiegen. Das ist sehr positiv, da sich das Handwerk so immer größerer Beliebtheit erfreut“, sagt Ursula Karrer über die sich wandelnde Branche. Gleichzeitig sei zu berücksichtigen, dass die an die Tischler gestellten Bauaufgaben immer umfangreicher werden, wie Karl Karrer zu bedenken gibt. "In Zukunft wird es immer wichtiger, dass die Tischler das Möbel mit dem Gebäude ‚mitdenken‘ – nur wenn das gelingt, wird das Tischlerhandwerk wettbewerbsfähig bleiben.“
Restaurant "Kammer 5"
Alte Hülle in neuem Kleid: Das Restaurant inmitten des Innviertels befindet sich auf einem ehemaligen Bauernhof. Das geschmackvolle Interieur wurde von Tischlerei Karrer in Eigenplanung realisiert. Das kulinarische Angebot weiß ebenso zu überzeugen. Geboten wird ein Potpourri aus Österreichischer und Französischer Küche: