Interview
Digitales Lernen für Lehrlinge
METALL: Welche Hoffnungen steckt die WKO und die Metalltechnik-Innung in wîse up?
Schinnerl: Die Plattform wurde grundsätzlich für junge Menschen geschaffen, die dort abgeholt werden sollen, wo sie gerne sind - am Smartphone. Auf wîse up können Lehrlinge interaktiv in Lernvideos, Übungen, Tutorials und Tests ihr Wissen überprüfen. Die Jugendlichen vertiefen auf diese Weise ihre Kompetenzen oder können Gelerntes wiederholen. Der Wissenstransfer zwischen Berufsschulen und Betrieben kann so auch vereinfacht werden. Wir denken, dass wîse up deshalb ausgezeichnete Möglichkeiten bietet, unsere Ausbildungsbetriebe, Lehrlinge und überhaupt die Lehrausbildung fit für die digitale Zukunft zu machen, in der wir eigentlich schon längst angekommen sind.
An die Metalltechnik-Lehre angepasst
Was ist der Unterschied zu bisherigen Angeboten? Gab es bis dato nichts Vergleichbares?
Für die Wirtschaftskammer war beim Aufbau der Plattform wichtig, digitale Lerninhalte konkret an die Bedürfnisse der Lehrlinge in der Metalltechnik anzupassen. Das betrifft den Umgang mit elektrischem Strom, die Vorbereitung von Montagearbeiten genauso, wie Fertigungs- und Automatisierungstechnik, Maschinenbau, Prüftechnik, angewandte Mathematik oder Grundlagen der Elektrotechnik. Es werden auch überfachliche Kompetenzen vermittelt, wie zum Beispiel jene der allgemeinen Betriebswirtschaftslehre oder das Thema des sicheren und nachhaltigen Arbeitens. Es ist überdies von großem Vorteil, dass Ausbilder*innen die Lernfortschritte der Lehrlinge verfolgen und überprüfen können. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass die Lehrlinge über die wichtigen Kenntnisse verfügen und die theoretischen Grundlagen beherrschen.
Wie will man Jugendliche dort hinbekommen bzw. wo wird die Plattform beworben?
Kontakte zu Berufsschulen und Ausbildungsbetrieben sind dabei wesentlich. Wîse up wird auch auf Messen, Lehrlings- und Branchenveranstaltungen präsentiert. Dabei ist wichtig zu betonen, dass die Jugendlichen mit wîse up flexibel, orts- und zeitunabhängig lernen können. Das sind gerade in Bezug auf das Umfeld der Jugendlichen und seine aktuelle Gestaltung große Vorteile. Die WKO bewirbt wîse up auch auf verschiedenen Social-Media-Kanälen.
Wie unterscheiden sich die Angebote für Auszubildende, Ausbildner*innen und Personalist*innen?
Besonders durch die Möglichkeit, dass Ausbilder*innen über die Plattform einen Überblick über die Lernfortschritte ihrer Lehrlinge behalten und so gezielt auf Schwächen eingehen können. Ausbildungsbetriebe können auch unternehmenseigene Lerninhalte erstellen und für sich hochladen, wenn dies das Unternehmen wünscht. Die Erfahrung zeigt, dass wîse up neben der Weiterbildung auch immer mehr für das Onboarding neuer Mitarbeiter*innen verwendet wird. Diese beziehen auf der zentralen Plattform alle erforderlichen Informationen zum Jobeinstieg.
Wie kann die Plattform in den Berufsschulunterricht eingebunden werden?
Die Lerninhalte für Lehrlinge auf wîse up wurden, wie die Lehre auch, modular erstellt. Dadurch können sie im Unterricht oder von den Betrieben ganz flexibel eingesetzt und je nachdem ausgewählt werden, welches Thema gerade behandelt wird. Wenn der Lehrling zum Beispiel zum ersten Mal Montagearbeiten durchführt, kann der Ausbilder ihm schon einige Tage vorher das Video „Montagearbeiten vorbereiten“ zuweisen. In diesem Video werden unter anderem auch Sicherheitsaspekte bei Montagetätigkeiten behandelt. Der Lehrling ist auf diese Weise gut vorbereitet, wenn es zum selbstständigen Arbeiten geht, und weiß, worauf zu achten ist.
Außerdem kann der Ausbilder vorab auf wîse up sehen, ob der Lehrling sich die Videos angeschaut und die jeweiligen Fragen durchgearbeitet und richtig beantwortet hat. Die interaktiven Inhalte der Plattform sind dabei eine sinnvolle Ergänzung zum klassischen Berufsschulunterricht. Aufgrund der mehr als 20.000 Kursinhalte können auch schulische Defizite, die noch nachwirken, aufgearbeitet werden. Gerade dieses Thema beschäftigt heute unsere Ausbildungsbetriebe vermehrt.
Im Hinblick auf die bevorstehende Lehrabschlussprüfung nutzt unser Nachwuchs auch gerne die LAP-Wissensüberprüfung Metalltechnik und Prozesstechnik von wîse up. Die Inhalte der Fragenkataloge stehen als Leitfaden für die Prüfungsvorbereitung zur Verfügung. Man kann sich in verschiedenen Bereichen auf die Lehrabschlussprüfung vorbereiten: Mess-, Prüf- und Regeltechnik, Steuerungstechnik, mechanische Systeme, Werkstofftechnik, elektrische Maschinen usw. Damit können Lehrlinge ihr Wissen aus den Unternehmen und der Berufsschule vertiefen und so perfekt für die bevorstehende Prüfung trainieren.
Wie ist der Berufskanal zu Metalltechnik entstanden?
Die Lernstrecke für Metalltechnik wurde mit Blick auf die Ausbildungsordnung in Zusammenarbeit von Fachexperten mit dem Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw) entwickelt. Branchenexpert*innen der Bundesinnung haben mitgearbeitet und geschaut, ob die Inhalte fachlich korrekt und didaktisch sinnvoll sind. In Fällen, in denen keine passenden Lerninhalte vorhanden sind, werden diese eigens für die Plattform produziert. Jede Lernstrecke enthält neben klassischen E-Learning-Modulen auch Videos, Quiz und Aufgaben zur Überprüfung des Wissens. Den Kolleg*innen in der Bundesinnung und den Landesinnungen spreche ich großen Dank für ihr Engagement aus, damit der Berufskanal Metalltechnik nun ein so hohes fachliches Niveau aufweist.
Wer steht hinter wîse up?
wîse up ist ursprünglich aus der Bildungsoffensive der Wirtschaftskammern entstanden und 2022 online gegangen: Das Ziel war, allen Betrieben in Österreich – vom EPU bis zum Großbetrieb – digitale Aus- und Weiterbildung zugänglich zu machen. wîse up ist eine Tochtergesellschaft der Wirtschaftskammern Österreichs und agiert als eigenständiges Unternehmen.
Ich lade alle Betriebe und Ausbildner*innen ein, auf der Landingpage von wîse up die gratis Live-Demo von einer halben Stunde auszuprobieren. Es kann auch ein individueller Termin für das eigene Unternehmen gebucht werden. (gw)