Automatisierung

Kollege Roboter ölt und klebt

Robotik
15.10.2023

Von: Redaktion Tischler Journal
In Rahmen des Kooperationsprojekts „RoboCoat“ wurden monotone Arbeiten in zwei Tischlereien automatisiert. Die Mitarbeiter*innen sind von der einfachen Bedienung begeistert, die Produktivität steigt.
Robotik in der Tischlerwerkstatt

Der eine produziert hochwertige Holzdecks für schnittige Boote, der andere gemütliche Wellnessliegen. Bei dem einen wird geklebt, beim anderen geölt und poliert. Was aber sowohl bei der Scharnsteiner Tischlerei Lidauer als auch beim Lohnsburger Wellnessliegen-Spezialisten First Class Holz der Fall ist: Die Tätigkeiten sind für die jeweiligen Mitarbeiter*innen monoton, unergonomisch und damit anstrengend. Ein klassischer Fall für den Einsatz von Robotern.

Cluster-Kooperationsprojekt

Zur Lösung des Sachverhalts wurde im Mechatronik-Cluster der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria ein Kooperationsprojekt aufgesetzt, Profactor ist als Forschungspartner an Bord, Haba Verpackungen als Spezialist für Leichtbauroboter und deren Integration wurde als externer Partner gewonnen. Ziel des Projekts: Entlastung der Mitarbeiter*innen, Reduktion des Materialverbrauchs und eine einfache Bedienbarkeit. „Heute, gut zweieinhalb Jahre nach Projektbeginn, sind wir vom Prototypenstadium am Übergang zum operativen Betrieb“, berichtet Florian Hamminger, Geschäftsführer von First Class Holz.

Hürden überwunden

Bis es so weit war, galt es, einige (technische) Hürden zu nehmen. „Wir haben ein besonderes Technologiepaket aus Erkennungssystem für Lage und Geometrie, halbautomatischer Rezepterzeugung, geeigneten Auftragstechnologien und intuitiven Bedieninterfaces geschnürt. Damit schaffen wir die Auftragseingabe beim Ölen in weniger als 15 Sekunden und in weniger als zwei Minuten bei den unformatierten Decksteilen. Auch Laien können dadurch den Umgang praktisch durch Zuschauen schnell erlernen“, erklärt Helmut Nöhmayer von Profactor.

Weitere Einsatzmöglichkeiten

Die flexible Kombination aus Roboter und Linearachse ermöglicht den Einsatz für verschiedene weitere Anwendungen in der Holzverarbeitung. Der kollaborative Leichtbauroboter (Cobot) kann die Prozesse sensorgeführt erledigen. Kamerasysteme erfassen mit Panoramabildern auch große Bauteile, um daraus die Roboterbahnen halbautomatisch zu berechnen. Die Anwen­der*innen nutzen dazu eine intuitive Bedienoberfläche, die die aufgespannten Bauteile anzeigt und schrittweise die Auftragserstellung führt.

Holzbearbeitungsroboter
Der Roboter kann das Material vor allem bei längeren Bahnen gleichmäßiger auftragen.

Sparsam und genau

Das Forschungsteam musste außerdem geeignete Systeme für das Auftragen von Öl und Kleber entwickeln. Der Auftragskopf für den Kleber erledigt dies nun sensorgesteuert und der Roboter findet immer zuverlässig in seine Bahn. Beim Ölen war es nicht ganz so einfach, denn das Öl muss sowohl auf horizontalen als auch vertikalen Flächen gleichmäßig aufgetragen werden. Die Lösung war ein Werkzeugkopf, der Auftrags- und Poliersystem vereint und auch noch einen kollaborativen, sprich gleichzeitigen Betrieb erlaubt. So können die Mitarbe­iter*innen nun auch Bauteile be- und entladen, während der Roboter ölt. Die einfache Bedienbarkeit und die spürbare Entlastung sind so überzeugend, dass beide Unternehmen bereits daran denken, weitere Anwendungsfälle wie Bohren oder Schleifen an den metallischen Kollegen zu übergeben.

Weitere Infos hier.

Viele Vorteile

•    Einfache Bedienung auch durch Nichtexpert*innen
•    20 bis 50 Prozent geringere Fertigungszeit
•    Gleichmäßigere Qualität
•    25 bis 50 Prozent weniger Materialverbrauch
•    Extrem kurze Parametrierzeiten

Branchen
Tischlerei