Modularer Holzbau

Vom Tiny House zum modularen Holzhaus

Innovation
04.10.2024

Von: Redaktion Handwerk + Bau
Das österreichische Unternehmen Wohnwagon mit Sitz in Gutenstein baut seit zehn Jahren autarke Tiny Houses. Nun wurde das Angebot um individuelle Modulhäuser aus Massivholz erweitert.
Wohnwagon Modulhäuser
Wohnwagon erweitert das Angebot um individuelle Modulhäuser und baut nun auch hochwertige Massivholzhäuser bis zu 500 m2.

Vor zehn Jahren begab sich das österreichische Unternehmen Wohnwagon auf die Suche nach konkreten Lösungen für die Zukunft des Wohnens. Man entwickelte ein innovatives, autarkes Tiny House, mit dem neue, nachhaltige Wohnkonzepte möglich wurden. Nach einer Vielzahl an Projekten erweiterte Wohnwagon das Angebot um individuelle Modulhäuser und baut nun auch hochwertige Massivholzhäuser mit einer Fläche von bis zu 500 Quadratmetern. Die modularen Gebäude werden in der eigenen Werkstatt in Gutenstein gefertigt, was Kund*innen kurze Lieferzeiten garantiert. Die Baustelle vor Ort dauert nur wenige Tage – dann kann das fertige Haus bezogen werden. Weil platzsparend gebaut wird und die Häuser autark sind, kann das Konzept außerdem den gestiegenen Bau- und Fixkosten trotzen und zeigt sich zudem äußerst klimafreundlich.

Veränderte Befürfnisse

Theresa Mai
"Durch eine effiziente Planung des Grundrisses kann man 20 bis 30 Prozent der Fläche einsparen, ohne dabei an Wohnqualität zu verlieren", sagt Wohnwagon-Gründerin Theresa Mai.

Die Entwicklung hin zu der Realisierung von größeren Projekten entstand laut Wohnwagon-Gründerin Theresa Mai aus der Nachfrage ihrer Kund*innen: "Viele identifizieren sich mit unseren Werten und mit der Art und Weise wie wir bauen, haben aber Wohnbedürfnisse, die sich auf ganz kleinem Raum nicht abbilden lassen. Auch bei größeren Projekten können wir unsere Erfahrung zur effizienten Nutzung von Fläche einbringen und sparen dadurch wertvolle Ressourcen". Das Team von Wohnwagon, das mittlerweile rund 50 Personen zählt, achtet dabei besonders auf das Kennenlernen der jeweiligen Wohnbedürfnisse in der Planungsphase: "Wir hören genau zu und finden gemeinsam heraus, wie Räume genutzt werden. Wir appellieren an den Mut zum Weglassen, von allem, was man nicht braucht und schlagen neue Wege vor", meint Mai. Eine Umfrage der Immobilienplattform ImmoScout24 zeigt, dass die Österreicher*innen in einem Haus im Schnitt auf 158 Quadratmetern wohnen. Durch eine effiziente Planung des Grundrisses kann man laut Mai 20 bis 30 Prozent der Fläche einsparen, ohne dabei an Wohnqualität zu verlieren: "Das braucht am Anfang mehr Zeit in der Planung, der Mehraufwand rentiert sich aber. Denn auch die Baukosten und die späteren Betriebskosten lassen sich dadurch deutlich senken."

Modular bauen spart Zeit und Geld

Wohnwagon baut auch größere Gebäude bis 500 Quadratmeter in komplett fertigen Raumelementen. Die Module werden in der Werkstatt in Gutenstein bereits fertig eingerichtet: Boden, Heizung, Dusche und Küche sind auf Wunsch bereits eingebaut. "Auf der Baustelle werden die einzelnen Module dann nur noch verbunden. Ein neuer Ansatz im Vergleich zum klassischen Fertigteilhaus, bei dem nochmal alle Gewerke auf die Baustelle müssen – mit entsprechend längeren Bauzeiten und mehr Abstimmungsaufwand", meint Mai. Mit der modularen Bauweise könne man bei Wohnwagon Projekte von der Planung bis zum Einzug innerhalb von einem halben Jahr realisieren. Die Baustelle vor Ort dauert dabei nur wenige Tage. Dabei begleitet das Wohnwagon-Team das gesamte Projekt von der Entwicklung des Grundrisses, über die Grundstückssuche, bis zum Einzug.

Autarkie: Das Zuhause versorgt sich selbst

Gebaut wird bei Wohnwagon konsequent mit Naturmaterialen: Die Häuser bestehen aus Vollholz, werden mit Lehm verputzt und mit Schafwolle gedämmt. "Das Massivholz bringt Masse ins Gebäude und dient als optimaler Hitzeschutz und Wärmespeicher", erklärt Mai. Auch autarke Gebäudetechnik ist bei größeren Projekten weiter ein Herzstück bei Wohnwagon. "Mehr als die Hälfte der Kosten eines Gebäudes fallen nach der Errichtung an. Wir schätzen meist falsch ein, wie wichtig effiziente Gebäudetechnik und wartungsarme Systeme für unsere Finanzen sind und achten nur auf billige Baukosten pro Quadratmeter." Vor allem in Zeiten von hohen Energiepreisen und Stromausfällen wird das Angebot für eine unabhängige Versorgung besonders geschätzt. Den Autarkiegrad kann selbst bestimmt werden, sodass er sich gut im Alltag integrieren lässt: „Meist nutzen unsere Kund*nnen das externe Backup über das Netz und erreichen einen Autarkie-Grad von 80 bis 100 Prozent. Das macht krisensicher, sorgt für niedrige Fixkosten und man muss sich keine Gedanken machen, wie viel Energie gerade in der Batterie vorhanden ist. Wir begleiten unsere Kund*innen zudem auch nach der Fertigstellung und bieten ein laufendes Service Angebot für unsere Holzhäuser über den gesamten Lebenszyklus. So können oft durch laufende Instandhaltung größere, teure Wartungen verhindert werden." Wohnwagon ist damit oft auch Partner für Menschen, die sich ein Eigenheim wünschen, aber selbst wenig Expertise am Bau und wenig Zeit für die Abwicklung einer Baustelle haben. 

Preislich liegen die Projekte zwischen 130.000 und 500.000 Euro, abhängig von Größe und Ausstattung. Ein weiterer Vorteil der modularen Bauweise: ein klarer Kostenrahmen mit fixem Preis ohne Überraschungen auf der Baustelle. Als wichtigen Punkt nennt Mai abschließend die Schraubfundamente, auf denen die Häuser meist stehen: So kann ohne Bodenversiegelung gebaut werden – ein Thema, das in Zeiten von Klimakrise und Überschwemmungen aktueller denn je ist. (gh)