Finanzierungsumfrage

Investitionen stabil, Rahmenbedingungen schwierig

Finanzen
16.05.2023

Trotz vieler Unsicherheiten hat die Investitionsbereitschaft der Betriebe 2022 laut WKÖ-Umfrage nicht nachgelassen. Das sollte auch im laufenden Jahr so bleiben, obwohl die Kreditfinanzierung immer schwieriger wird. Das größte Problem der Unternehmen ist vorrangig der Personalmangel.
Ungeachtet zahlreicher Krisen sind die Betriebe bereit zu investieren.
Ungeachtet zahlreicher Krisen sind die Betriebe bereit zu investieren.

Die Krisenjahre haben bei den Unternehmen Spuren hinterlassen, dennoch seien die Betriebe bereit zu investieren. Das zeigt die diesjährige Finanzierungsumfrage von Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) und Austria Wirtschaftsservice (aws) bei heimischen Klein- und Mittelbetriebe. Durchgeführt wurde die Umfrage, an der 1.899 Unternehmen teilgenommen haben, von Marketmind zwischen 20. Februar und 17. April 2023.

Insgesamt liegt der Anteil der Betriebe, die 2022 investiert haben, mit 35 Prozent leicht über dem Niveau von 2021. Außerdem wurden vermehrt größere Beträge und weniger Kleinstbeträge (bis 10.000 Euro) investiert. Große Investitionen, also solche, die deutlich über der jährlichen Absetzung für Abnutzung (AfA) liegen, realisierte eins von zehn Unternehmen. Interessantes Detail dabei: Vier von zehn Unternehmen hätten weitere Investitionen getätigt, wenn die Rahmenbedingungen und Finanzierungsbedingungen gestimmt hätten.

Hohe Anforderungen an Sicherheiten

Diesbezüglich ist ein Gleichklang mit dem Austrian Business Check des KSV1870 zu erkennen, wo klar erkennbar war, dass die Unternehmen ihre Finanzmanagement-Maßnahmen verschärfen und überlegter mit Investitionen umgehen beziehungsweise umgehen müssen. "Die Rahmenbedingungen für Innovationsprojekte haben sich 2022 deutlich eingetrübt. Die Finanzierung mittels Bankkredites ist nochmals merkbar zurückgegangen und die Anforderungen an Sicherheiten haben sich deutlich erhöht", erklärt aws-Geschäftsführer Bernhard Sagmeister. Den Hauptgrund, warum Kredite nicht gewährt wurden und somit Investitionswünsche hinten angestellt werden mussten, seien fehlende Sicherheiten gewesen. Ein wirkungsvolles Instrument zur Abhilfe wäre die aws-Garantie. "Diese Art der Förderung hat sich nicht nur in den Krisen der vergangenen Jahre, sondern vor allem bei Innovations- und Wachstumsprojekten ganz klar bewährt und steht auch für Projekte in den Zukunftsbereichen Nachhaltigkeit und Digitalisierung zur Verfügung", so Sagmeister.

Schwerpunkt Prozessoptimierung

Das Austria Wirtschaftsservice (aws), die Förderbank des Bundes, bietet mit der aws-Garantie genau jene Sicherheit, die Banken bei der Kreditvergabe fordern. Dadurch erhöhen sich für alle gewerblichen und industriellen Unternehmen die Chancen, einen Kredit zu erhalten - vorausgesetzt, das Unternehmen hat seinen Sitz oder die Betriebsstätte in Österreich. Immerhin planen laut Marketmind-Umfrage trotz der angespannten Situation 9,3 Prozent der Befragten eine größere Investition, 28,1 Prozent zumindest eine mittlere Investition. Stark im Fokus steht da der Bereich Nachhaltigkeit: sechs von zehn Unternehmen (60,1 %) haben 2022 in Nachhaltigkeit investiert, 63,9 Prozent möchten das 2023 tun. Voriges Jahr standen Investitionen in die Mobilität mit alternativen Antrieben im Vordergrund, dieses Jahr führen die Ressourcenschonung und die Optimierung der Prozesse die Prioritätenliste an.

Klarer Auftrag an die Politik

Neben der Investitions- und Finanzierungsthematik, sehen die Befragten einmal mehr den Arbeits- und Fachkräftemangelals drückendes Problem. Jedes zweite KMU ist akut vom Personalmangel betroffen, 34,6 Prozent sogar sehr stark oder stark. Auch hier sind die Ergebnisse ähnlich der Bilanz der ABC-Umfrage des KSV 1870, wo 58 Prozent angegeben haben, dass der Mangel an Arbeitskräften ein großes Thema ist.

Für WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf sind die Umfrage-Ergebnisse auf jeden Fall ein klarer Auftrag an die Politik, die Investitionsbereitschaft der heimischen Betriebe zu unterstützen: " Wir dürfen es nicht riskieren, dass die nachhaltige Erholung und Transformation der Wirtschaft – Stichwort Nachhaltigkeit und Digitalisierung - an fehlender Finanzierung scheitert". Seiner Meinung nach würde ein Ausbau der Risikokapitalfinanzierung, beispielsweise durch die Einführung eines Beteiligungsfreibetrages, die rasche Umsetzung des Wagniskapitalfondsgesetzes oder ein neues Start-up Mitarbeiterbeteiligungsmodell, die Innovationskraft der Wirtschaft und damit die Zukunftsfähigkeit des Standorts definitiv stärken. Nachdem der Mangel an Sicherheiten nach wie vor ein wesentliches Hemmnis beim Zugang zu Fremdfinanzierungen ist, fordert die WKÖ zudem, dass ergänzend zu den herkömmlichen Garantien für Investitionskredite auch Garantien für Betriebsmittelkredite bereitgestellt werden. So könnte die notwendige Liquidität etwa bei Lieferketten-Ausfällen sichergestellt werden.

aws-Garantie

Die aws-Garantie bietet Unternehmen die Sicherheiten, die Banken bei der Kreditvergabe fordern. Dadurch erhöht sich die Chance, einen Kredit zu bekommen.

Gefördert werden Investitionen und Betriebsmittel bei gewerblichen und industriellen Unternehmen. Als Zielgruppe hat das Austria Wirtschaftsservice Unternehmen aller Größen mit Sitz oder Betriebsstätte in Österreich definiert.

Weitere Details und Informationen unter https://www.aws.at/aws-garantie/