Höhere Liquidität dank Versicherungsgarantie
Vor allem Unternehmen im Segment Bau sowie Anlagen- und Maschinenbau benötigen für ihre Auftraggeber oftmals Garantien (Gewährleistung, Deckungsrücklass, Erfüllung, Anzahlung, Vadien) für die Abwicklung der Geschäftsfälle. Der Bedarf an solchen Garantien ist auch in Zeiten der Krise ungebrochen. Viele Unternehmen setzen hierbei mittlerweile vermehrt auf Versicherungsgarantien anstelle der bisher vielfach üblichen Bankgarantien und gewinnen hierdurch massiv an Liquidität.
Versicherungsgarantie als eine Alternative
Seit Jahrzehnten stellt die Garantie als unbares Sicherstellungsmittel ein bedeutendes Instrument in unserem Wirtschaftsverkehr dar und gewinnt gerade in der Baubranche immer weiter an Bedeutung. Zum einen geben die ÖNorm B 2210 und gesetzliche Regelungen wie z. B. § 1170b ABGB eine entsprechende Besicherung vor, zum anderen werden im Gewerbebereich, vor allem bei Großaufträgen, vermehrt Anzahlungs- und Erfüllungsgarantien verlangt.
Während lange Zeit nahezu das gesamte Volumen der dabei geforderten Garantien über Banken abgewickelt wurde, entwickelte sich in den letzten Jahren eine immer attraktiver werdende Alternative: die Versicherungsgarantie. Rechtlich sind Versicherungs- und Bankgarantien gleichgestellt. Erstere bieten jedoch den Vorteil, dass sie die Kreditlinie des Unternehmens bei der Bank nicht belasten und dadurch Liquiditätsfreiräume geschaffen werden. Der Rahmen bei der Versicherung wird nämlich – anders als der Rahmen bei der Bank – nicht dem Obligo der Bank zugerechnet.
„Kreditklemme“ droht
Gerade in Zeiten wie diesen ist es daher empfehlenswert, nach Möglichkeit bestehende Bankrahmen durch Versicherungsrahmen zu ergänzen. Die Veränderungen durch Basel III und die in ihrem Gesamtausmaß noch nicht abschätzbaren Auswirkungen der Corona-Krise auf Bonität und Insolvenzen der Unternehmen lösten für die Banken außerdem eine gewisse Marktdynamik aus. Da die Anforderungen an die Kapitalunterlegung erhöht wurden, muss das Bankenmodell angepasst werden. Dies könnte zur Reduktion von Garantierahmen und erhöhten Preisen führen, wodurch vor allem Klein- und Mittelbetriebe in eine „Kreditklemme“ geraten könnten. Durch den enormen Bedarf an Garantien in der österreichischen Bauwirtschaft gewinnen kluge Garantielösungen daher in immer stärkerem Ausmaß an Bedeutung.
Neben den bereits genannten Vorteilen ist auch die starke Bonität der Versicherungen ein nicht zu unterschätzender Aspekt. Die Bewertungen der führenden Kredit-Ratingagenturen wie Standard and Poor’s oder Moody’s zeigen, dass die Versicherungen durchgehend als sehr stabil und zuverlässig eingestuft werden. Für den Empfänger der Garantie ist neben der raschen Abwicklung vor allem die Bonität des Garantiegebers von großer Bedeutung.
Abwicklung in der Praxis
In der Praxis werden zunächst der Bedarf des Unternehmens festgestellt, die bereits vorhandenen Garantielösungen evaluiert und bei den diversen Anbietern individuell angepasste Offerte eingeholt. Vor Unterbreitung der Angebote nimmt der Versicherer in aller Regel eine Risikoprüfung vor und prüft das Unternehmen dabei hinsichtlich seiner Bonität. Die Bonität des Unternehmens bestimmt dabei zumeist auch die Höhe der zu zahlenden Prämie. In weiterer Folge wird zwischen dem Versicherer und dem anfragenden Unternehmen ein Rahmenvertrag für die Zurverfügungstellung des Garantierahmens (oftmals auch Avalkreditrahmen genannt) abgeschlossen. Die Mehrheit dieser Garantierahmen wird dabei ohne zusätzliche Sicherheiten zur Verfügung gestellt.